Vom FrĂŒhjahr bis tief in den Herbst herrscht in der Natur reges Treiben. In unseren GĂ€rten, auf den Balkonen, inmitten blĂŒhender Obstplantagen, aber auch in den WĂ€ldern und auf den Feldern summt und brummt es pausenlos. WĂ€hrend sich die meisten Insekten um sich selbst kĂŒmmern, ackert die westliche Honigbiene (Apis mellifera) fĂŒr das Wohl des gesamten Volkes.
Manche bezeichnen sie auch als âEuropĂ€ische Honigbieneâ, manche sagen einfach nur âBieneâ und manche kreischen ein entsetztes âIiiiiiiiihâ, werden sie ihrer ansichtig â vollkommen zu Unrecht. Die westliche Honigbiene will nichts von deinem Kuchen, sie hat sich schlicht âverflogenâ.
Der Artenstammbaum
Die Honigbiene gehört zur Familie der âechten Bienenâ (Apidae), unterteilt und zugehörig zur Gattung der Honigbienen (Apis). Allerdings gibt es nicht âdie eineâ Apis mellifera, sondern diese Art teilt sich in rund 25 Unterarten auf. Die Bienenrassen entstanden durch ZĂŒchtungen und interessanterweise verzeichnen die einzelnen Rassen sogar verschiedene Charaktereigenschaften. Es gibt temperamentvolle Bienenrassen, es gibt ruhige Bienchen, bei denen der Imker auch mal ohne Schutzkleidung nach den Damen schaut. Der VollstĂ€ndigkeit halber: Biologisch ist nicht von âRassenâ die Rede, sondern von âPopulationenâ.
Heimat & Ursprung
UrsprĂŒnglich summte die westliche Honigbiene von Europa bis runter nach Afrika, teilweise war sie sogar in Vorderasien verbreitet. Da der Mensch eine gewaltige Gier nach allem hat, was er fĂŒr sich nutzen kann, erweiterte sich der Lebensraum der Honigbiene ziemlich schnell. Und so ackert die westliche Honigbiene heute um den gesamten Globus herum.
Forscher gehen davon aus, dass sich die Honigbiene seit etwa 100 Millionen Jahren auf der Erde tummelt. 100 Millionen Jahre! Sie âentstandenâ also wĂ€hrend der Kreidezeit, noch wĂ€hrend die Dinos aktiv waren. Nachdem die Dinos die Erde verlassen hatten, brach die erdgeschichtliche Neuzeit an (TertiĂ€r), die SĂ€ugetiere eroberten Wiesen und WĂ€lder. Diese erdgeschichtliche Epoche TertiĂ€r dauerte bis vor etwa 1,8 Millionen Jahre und wurde durch die Epoche âQuartĂ€râ abgelöst â und die Honigbiene ist immer noch da. Ăbrigens handelt es sich hierbei um die jĂŒngste Epoche, die bis heute andauert.
Beweise?
Eine Aussage ohne Beweis ist wie eine Sommerwiese ohne Blumen: Aber dass die Biene seit rund 100 Millionen Jahren auf der Erde lebt, konnte durch ein kleines BienenmĂ€dchen bewiesen werden: In einer Bernsteinmine in Myanmar (ehemals Burma) fristete ein Bienenkörper in einem Bernsteinfossil sein Dasein. Eingeschlossen in einem versteinerten Harztropfen lag der tote Bienenkörper seit rund 100 Millionen Jahre in der Mine, bevor es entdeckt wurde. Eine Sensation fĂŒr die Forscher! Das Insekt prĂ€sentierte sich perfekt konserviert, selbst die Pollen, die im Haarkleid hĂ€ngen, sind gut erkennbar. (1) Damit wurde die bisherige Vermutung untermauert, dass die Bienen bereits zu Zeiten von Tyrannosaurus und seinen Kumpels auf der Erde war.
Gemeinsam sind wir stark!
Die Biene lebt eine Struktur, zu der der Mensch nicht imstande ist: Alle fĂŒr einen, einer fĂŒr alle. Beispiel: Eine Hornisse nĂ€hert sich dem Bienenstock, aus rĂ€uberischen GrĂŒnden. Sobald dieser âböseâ Angriff von den Honigbienen bemerkt wird, beginnt ein Aufruhr: Immer mehr Bienen fliegen zur Hornisse. Sie schlieĂen die Hornisse in einer dichten Wolke aus Bienenkörpern ein und aktivieren ihre Flugmuskeln. Dadurch entsteht im Inneren eine enorme WĂ€rme. Die Bienen wechseln sich positionell ab, die aus dem inneren Kreis fliegen nach kurzer Zeit nach auĂen, die vom Ă€uĂeren Kreis suchen den Weg nach innen. Im âAuge des Hurrikansâ wird es so nach kurzer Zeit sehr heiĂ. Zu heiĂ fĂŒr die arme Hornisse. Sie schwitzt und sucht nach einer Fluchtmöglichkeit. Doch der dichte Pulk aus Bienenkörpern lĂ€sst keine Flucht zu: Resultat: Die Hornisse wird schwĂ€cher und schwĂ€cher, sie bricht zusammen und stirbt. Alle fĂŒr einen, einer fĂŒr alle. So sind Bienen.
Jungs raus!
So traumhaft sich die Natur auch prĂ€sentiert, so grausam kann sie auch sein. Bienen legen ihre Eier ab und kĂŒmmern sich liebevoll um die Brut. Alle Jungbienen werden von den Ă€lteren Bienen versorgt wie ein frisch geborener SĂ€ugling auf der SĂ€uglingsstation. Sowohl Jungs (Drohnen) als auch MĂ€dchen.
Dann ist der groĂe Tag gekommen: Der erste Ausflug zur Paarung steht an. Voller GlĂŒck fliegen die MĂ€dchen und die Buben gemeinsam raus, sehen zum ersten Mal ein kleines StĂŒck Welt. Findet ein Drohn eine Königin zur Paarung, war das seine letzte Aktion. Er stirbt.
Findet er keine, fliegt er eben wieder heim. Und auch hier ist am Ende der Paarungszeit Schluss: Der brave Junge, der nur zur PflichterfĂŒllung der Paarung den Stock verlassen hatte, darf nicht rein.
Die Drohnen werden von den Stockbienen energisch vertrieben. Gelingt es doch einem Kerl, Einlass zu finden, ist das sein Todesurteil. Die Damen im Inneren des Bienenstockes erstechen ihn kurzerhand. Und die, die drauĂen bleiben mĂŒssen? Das hat die Natur grausam geregelt: Da Drohnen nicht wissen, wie sie sich selbst ernĂ€hren können, steht ihnen das grausige Schicksal des Hungertodes bevor.
Das Sozialleben
Honigbienen lassen sich nicht zÀhmen. Um die Tiere adÀquat als Imker halten zu können, ist viel VerstÀndnis nötig. Mal kurz ein Lernvideo zu schauen, reicht nicht. Zudem brauchen Honigbienen den Menschen. Als Wildtier ist die Honigbiene hierzulande bereits ausgestorben.
Die westliche Honigbiene lebt in Staaten. Das Oberhaupt ist die Königin. Sie ist die einzige Biene im gesamten Stock, die Eier legt. Die anderen Bienen sind Arbeiterinnen, die ihre festen Aufgaben haben. Die einen kĂŒmmern sich um die Brut, andere um den Wabenbau, wieder andere sammeln Nektar, Pollen, Harz oder Wasser. Ein Trupp kĂŒmmert sich um Reparaturen, wĂ€hrend wieder andere die Gegend auskundschaften, um das gröĂte Nahrungsangebot zu finden. Bienen leben in einem geordneten Staat, bei dem jeder seinen Aufgaben nachgeht. WĂ€re der Mensch nur halb so organisiert wie die westliche Honigbiene, gĂ€be es weder Kriege noch willkĂŒrliche Zerstörung. Doch vielleicht gĂ€be es auch keine Jungs â von daher ist bei uns Menschen vielleicht alles gut, wie es ist. Wir gehören schlieĂlich auch zur Gattung der Homo aus der Familie der Menschenaffen und nicht zu den Insekten.
Info zum fossilen Bernsteinfund:
https://bioone.org/journals/Palaeodiversity/volume-13/issue-1/pale.v13.a1/Discoscapidae-fam-nov-HymenopteraâApoidea-a-new-family-of/10.18476/pale.v13.a1.full