Honig und Bienen

Wie orientieren sich Bienen?

Bienen haben ein winziges Gehirn, es hat noch nicht mal die Größe eines Stecknadelkopfes. Dennoch verbergen sich darin rund 960.000 Nervenzellen. Bienen gehören damit zu den Tieren mit den kleinsten und zugleich leistungsfähigsten Gehirnen. So lässt sich besser verstehen, wie sich Bienen orientieren. Ihr Orientierungssinn ist genial. Sie fliegen durchschnittlich 3 Kilometer weit zu ihrer Trachtquelle. In Ausnahmefällen entfernen sie sich auch mal 5 bis 7 Kilometer von ihrem Bienenstock weg. Dennoch kommen sie wieder problemlos zurück, wenn sie nach Hause möchten.

Bienen wissen, wohin sie müssen.

Wie orientieren sich Bienen?

Die ersten Erkenntnisse

Der emeritierte Professor für Biowissenschaften Dr. Harald E. Esch und JE Burns veröffentlichten im Jahr 1996 im Journal of Experimental Biology erstmals ihre Erkenntnisse darüber, wie die präzise Navigation der Bienen funktioniert. Weitere Bienenforscher, Zoologen und Wissenschaftler nahmen den spannenden Faden auf und so ist heute relativ sicher bekannt, wie Bienen sich orientieren. Im folgenden Artikel geht es um die Fragen: Wie orientieren sich Bienen? Wie finden sie ihren Heimweg? Was passiert in ihrem kleinen, aber genialen Hirn? Es sind definitiv spannende Einblicke, die das “Cockpit” einer Bienen liefert.

Der optische Fluss

Früher dachte man, die Bienen nehmen ihre verbrauchte Energie als Maß, um Entfernungen zu messen. Erst in den 1990er Jahren kam der Münchner Biologe Harald Esch zu der Erkenntnis, dass die Tiere sich vielleicht an der vorbeiziehenden Landschaft orientieren könnten. Diesen Gedanken griffen der Würzburger Bienenforscher Jürgen Tautz und der australische Sinnesbiologe Mandyam Srinivasan samt ihren Teams auf und sie begannen mit ihren Forschungen. Dazu nutzten sie einen sechs Meter langen optisch aufbereiteten Tunnel, der mit einem unregelmäßigen Muster aus schwarz-weißen Quadraten versehen war und an dessen Ende eine kleine Schale mit Zuckerwasser stand. So fanden die Wissenschaftler heraus, wie Bienen Entfernungen einschätzen, ein wichtiger Aspekt bei der Navigation. Dieser optische Fluss wird von der Richtungsfindung vervollständigt, die vom Sonnenstand sowie durch die Polarisationsmuster am Himmel bestimmt wird. Bienen haben also einen genialen Orientierungssinn, der ihnen den Weg in den Bienenstock weist.

Landschaftliche Merkmale und der Sonnenstand weisen den Weg

Die Lernfähigkeit der Bienen

Obwohl Bienen ein winziges Gehirn haben, sind sie enorm lernfähig. Nach den ersten Ausflügen “lernen” sie nicht nur, sich an Gegebenheiten zu orientieren. Sie machen ihre Erfahrungen, aufgrund derer sie ihr Verhalten sozusagen “optimieren”.
Angenommen, die Bienen fliegen zu einer guten Trachtquelle. Dort angekommen, steht ihnen noch der Heimweg bevor. Sie “rechnen” also während des Hinfluges aus, welche Entfernung sie zurückgelegt haben und in welche Richtung sie geflogen sind. Sind sie mit der Sammelei fertig, fliegen sie beileibe nicht einfach nur den Weg zurück, den sie gekommen sind. Gibt es einen kürzeren Heimweg, nehmen sie diesen. Diese sogenannte Weg-Integration ist erstaunlich, bedenkt man, dass es sich bei Bienen um Insekten und keine hochentwickelten Säugetiere handelt. Eine wissenschaftliche Arbeit ergab, dass sich sowohl Aktivität als auch Geschwindigkeit während des Fluges ändern können, hervorgerufen durch die Nervenzellen im Gehirn. Für diese Versuche wurde den Bienen durch optische Elemente vorgegaukelt, sie befinden sich im freien Flug. In Wahrheit jedoch befanden sie sich in einem hochkomplexen Gerät, wobei die Impulse der einzelnen Nervenzellen gemessen werden konnte.
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28988858

Sie weiß, wohin.

Die Orientierung beim Umsiedeln

Aus einer Stockbiene wird eine Sammelbiene. Verlässt diese das erste Mal den Stock, fliegt sie um ihr Zuhause herum, so prägt sie sich die Umgebung ein. Dazu zählen einige prägnante Objekte, aber auch das Einflugloch. Die nächsten Ausflüge führen sie etwas weiter weg, auch hier prägt sie sich genau die Umgebung und landschaftliche Merkmale ein. Möchte ein Imker sein Volk umsiedeln, tut er gut daran, einiges zu beachten, denn der Orientierungssinn der Tiere erlaubt es nicht, einfach mal über Nacht ein Bienenvolk woanders zu platzieren, zumindest nicht auf einer kurzen Distanz. Siedelt der Imker das Volk in einer Entfernung von 6 Kilometern um: Kein Problem. Die Bienen lernen, sich neu zu orientieren, sie “vergessen” die Merkmale ihres alten Standortes.
Soll das Bienenvolk jedoch auf eine kurze Distanz erfolgen, gestaltet sich das Ganze nicht so einfach:

Häufig ist zu lesen, dass die Umsetzung eines Bienenvolkes über eine kurze Distanz im Winter anzuraten wäre. Das ist allerdings falsch, denn die Bienen vergessen nicht, wo ihr Zuhause ist. Sie praktizieren also an ihrem neuen Standort ihren Reinigungsflug – und finden sich ausnahmslos an der “alten” Stelle ein. Dort sind aber keine Beuten mehr.
Um das zu verhindern, wird das Bienenvolk an einem wettermäßig schönen Tag während der Flugzeit umgesetzt, also nicht vor April und bis höchstens Oktober. Die Orientierung der Bienen darf also nie unterschätzt werden.

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