Ein kurzer Stich mit dem Bienenstachel und schon ist das wirksame Bienengift im Körper des Angreifers. Bienen können sich gegen ihre Feinde wehren – sie und machen dies auch, wenn es zum Schutz ihrer selbst, ihres Volkes und der Honigvorräte erforderlich ist. Dabei pumpen sie ihr Bienengift in den Körper des Angreifers. Das gilt aber nur für die weiblichen Bienen, also die Arbeiterinnen und theoretisch auch die Königin. Denn die Drohnen (männliche Bienen) sind nicht mit einem Bienenstachel ausgestattet.
Die Biene stirbt nicht unbedingt beim Stechen, auch wenn dies oft geglaubt wird. Ist der Gegner ein anderes Insekt, kann sie ihren Bienenstachel aus dem Chitinpanzer des Feindes wieder herausziehen ohne Schaden zu nehmen. Anders verhält es sich beim Stechen eines Menschen oder Wirbeltieres. Hier verhakt sich der Bienenstachel in der Haut des gestochenen Lebewesens. Beim Versuch sich wieder vom Gestochenen zu befreien und zu entfernen, reißt die Biene ihren Stechapparat samt ihrer Giftblase aus dem Körper heraus. Für die Biene ist dies der sichere Tod.
So entsteht das Bienengift
Das Bienengift ist eine klare Flüssigkeit. Nach dem Schlüpfen und vor ihrem ersten Einsatz als Sammelbiene (also in der Stockphase) produzieren sie die Komponenten des Gifts in zwei schlauchartigen Giftdrüsen ihres Hinterleibes – der sauren und der alkalischen Giftdrüse. Die beiden sich ergänzenden Komponenten gelangen zur Aufbewahrung in die Giftblase.
Bei den Jungbienen ist die Giftblase leer. Erst während der Zeit im Innendienst und im Laufe ihrer weiteren Entwicklung füllt sich die Blase immer weiter. Den Höchststand an Gift hat die Biene am Ende ihrer Laufbahn im Innendienst, wenn sie als Wächterbiene eingesetzt wird und damit kurz vor ihrem Einsatz als Sammlerin.
Bienenstachel und Giftblase – Der Stechapparat der Biene
Der Bienenstachel ist aus zwanzig Teilen bestehender Apparat und damit viel komplizierter, als es auf den ersten Blick erscheint.
Sticht die Biene zu, greifen einzelne Bestandteile wie Platten, Spangen und Winkel hebelartig ineinander, so dass die beiden Stechborsten sich bewegen. Diese dringen dann immer tiefer in den Körper des Feindes ein. Auch wenn sich die Biene den Stachel beim Fluchtversuch samt Giftblase selbst ausreißt, werden die Stechborsten immer tiefer in die Haut getrieben. Dies liegt daran, dass der ausgerissene Bienenstachel einen eigenen Nervenknoten trägt, der die Stachelmuskulatur fortwährend antreibt. Und über die Giftblase wird weiter das Bienengift herausgepumpt.
Am Ende des Bienenstachels sitzt zuem ein Organ, das eine duftende Substanz absondert, die weitere Bienen zum Stechen anregt. Dank dieser Duftmarkierung können die Bienen den Angreifer weiter verfolgen.
Bienengift ist sehr wirksam
Bienengift, auch Apitoxin genannt, ist eines der tödlichsten Eiweißgifte und vergleichbar mit Schlangengift oder den Wirkstoffen der Brennnessel. Allerdings sind Bienen verhältnismäßig klein. Entsprechend klein ist für uns Menschen auch die Menge an Gift, die über den Bienenstachel abgegeben wird. Bei jedem Stich sind es 0,1mg Apitoxin. Bei größeren Tieren und bei Menschen führen Bienenstiche zu Schmerzen und Schwellungen rund um den Stich. Deshalb sind vereinzelte Stiche von Bienen nicht gefährlich, sofern die gestochene Person nicht allergisch auf das Bienengift reagiert. In diesem Fall ist ein Stich gefährlich. Bei Insekten hingegen lösen Stiche Lähmungen aus. Die Wirkungsstoffe im Bienengift sind Mellitin, Apamin, Adolapin und Phospholipase A2.
Das Bienengift findet aber auch eine für den Menschen positive praktische Anwendung – nämlich in der Medizin. Hier nutzt man das Sekret bei rheumatischen Muskel-, Nerven- und Gelenkerkrankungen. Das Wissen um die heilende Wirkung des Gifts in diesem Bereich soll schon im alten Ägypten bekannt gewesen sein. Und auch heute ist dies das wichtigste Anwendungsgebiet des Bienengiftes. In China zieht man auch heutzutage noch Bienen heran und lässt diese gezielt die zu behandelnden Stellen mittels dem Bienenstachel stechen. Dieser Vorgang wird Apipunktur genannt. In Europa hingegen verwendet man für die Behandlung aufbereitete Injektionslösungen. Es ist sehr wichtig, dass vor einer Behandlung mit Bienengift sorgfältig geprüft wird, ob Allergien oder eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Gift vorliegt.
Diese positiven Wirkungen hat Bienengift auf den Menschen:
- es fördert die Durchblutung
- es ist Wirksam gegen Bakterien, Pilze und Viren (bakterizid, fungizid und viruzid)
- Bienengift verdünnt das Blut und hemmt die Blutgerinnung (antikoagulant)
- es senkt das Cholesterin im Körper
- es ist fördernd für die körpereigene Cortisolbildung und andere Hormone wie ACTH und Adrenalin
- das Gift ist zytostatisch (Zytostatika werden bei der Behandlung von Krebs eingesetzt)
- es wirkt lindernd bei Nervenschmerzen
- das Bienengift hat eine positive Wirkung auf das Nervensystem.
Bienengift – was tun, wen man gestochen wurde?
Hat die Biene bei einem Menschen zugestochen und ihr Bienengift injiziert, schmerzt es. Dies liegt aber nicht am Stich, wie man vermuten könnte, sondern an dem Bienengift, das dabei in den Körper gelangt. Wie zuvor schon beschrieben, versucht die Biene sich und ihren Stachel zu befreien und stirbt dabei. Die Biene reißt sich beim Rückzugsversuch Giftblase und Stachel aus dem Körper, fällt ab und stirbt. Der Bienenstachel ist aber immer noch im Körper des Menschen und die Bewegungen der Stechborsten gehen weiter. Auch weiteres Gift wird durch die Bewegungen aus der Giftblase in den Körper gepumpt.
Wer nun den Versuch unternimmt, den Stachel herauszuziehen, unterstützt die weitere Injektion mit dem Bienengift – schließlich ist die Giftblase noch am Stachel. Stattdessen sollte die gestochene Person möglichst schnell den Stachel wegkratzen. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass nicht auf die Giftblase gedrückt wird. Denn sonst würde man selbst weiteres Bienengift in den Körper injizieren. Der Bienenstachel sollte so vollständig entfernt werden.
Schmerzlindernd wirkt Kühlung – beispielsweise mit einem Stück Eis. Reagiert eine Person allergisch auf das Bienengift oder wird sie im Bereich der Atemwege, Schleimhäute oder im Augenbereich gestochen, muss dringend ein Arzt aufgesucht werden. Bis der Arzt eintrifft oder aufgesucht wurde, sollte der Patient Eis lutschen bzw. die Stelle des Einstichs kühlen. Allergikern wird empfohlen, ein Notfall-Set bei sich zu tragen. Weitere Informationen gibt der behandelnde Hausarzt.