Die Lüneburger Heide ist ein einzigartiges Naturparadies – und das nicht nur, wenn sie blüht. Sie bietet Platz und Raum für etliche seltene Tierarten und natürlich leben auch zahlreiche Bienen in dem landschaftlichen Idyll. Der Honig aus der Heide ist eine Besonderheit und sicher trifft er nicht jeden Geschmack, dafür ist er viel zu speziell. Es ist kein Honig im herkömmlichen Sinn und ähnlich wie Buchweizenhonig hat er entweder Anhänger oder wird achtlos links liegen gelassen.
Im folgenden Artikel geht es um die norddeutsche Spezialität, deren Gewinnung tatsächlich eine “Heidenarbeit” ist. Imker haben es wahrlich nicht leicht, die regionale Köstlichkeit zu ernten, denn der Honig ist geleeartig und lässt sich nicht einfach schleudern.
Eine uralte Tradition
Heidehonig hatte im Mittelalter eine regelrechte Konjunktur. Fast jeder Bauer hatte ein paar Bienenvölker und produzierte den geleeartigen Honig und Wachs zur Kerzenherstellung. Celle war einst das Zentrum des Honig- und Wachshandels. Durch das Aufkommen der Düngung gingen die Heideflächen zurück, es gab ein geringeres Trachtangebot. Zudem mussten die Imker aufgrund der Düngung plötzlich den Honig der eigentlichen Spätsommer-Tracht schon im Frühjahr ernten. Hinzu kamen fehlende Beratungsmöglichkeiten und eine verminderte Qualität des Honigs. So gab es immer weniger der regionalen Spezialität. Heute hat sich das Blatt wieder gewendet. Mittlerweile gibt es zahlreiche Imker, deren Bienenstöcke in der Lüneburger Heide angesiedelt sind. Denn um echten Heidehonig zu erzeugen, ist eine Trachtpflanze ausschlaggebend: Das Heidenkraut beziehungsweise die Besenheide, deren Blütezeit nach dem Sommer beginnt.
Die Besenheide
“Calluna vulgaris” – so die wissenschaftliche Bezeichnung für die außergewöhnliche Pflanzenart. Die Besenheide gehört zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) und sie prägt das Bild der Heidelandschaft mit ihrem typischen, ureigenen Farbbild. Ihre meist purpurfarbenen Blüten bilden Trauben und ihre volle Blühreife erreicht die Besenheide erst nach vier Jahren. Es ist übrigens die letzte Tracht der Honigbienen im Jahr und für die Wildbienenform “Heide-Sandbiene (Andrena fuscipes) ist sie sogar die einzige Nahrungsquelle. Der kleine Strauch wächst gerne in Heidelandschaften, Mooren, teilweise sogar in Dünen und dünnen Waldlandschaften. Das robuste Gewächs ist zwischen Nord- und Mitteleuropa weit verbreitet und wächst gerne dort, wo die Eiszeit einst ihre Gletscher darlegte.
Was haben Heidschnucken mit den Bienen zu tun?
Interessanterweise gäbe es eher keinen Heidehonig, würden die Heidschnucken nicht den Weg bereiten. Bei ihren Wanderungen durch die Heidelandschaft zerstören sie nämlich die feinen, aber ungemein dichten und festen Spinnennetze. Dadurch wird die Gefahr für die Bienen deutlich reduziert, in solch einem Netz zu verenden.
Die Hedieimkerei
Wie eingangs schon erwähnt, ist die Imkerei in der Heide eine Heidenarbeit. Es ist eine Sonderform der Imkerei, zu der der geflochtene Bienenkorb (Lüneburger Stülper) gehört. Der Grund dafür liegt an der geleeartigen Konsistenz des Honigs. Diese entsteht durch den hohen Anteil eiweißhaltiger Blütenpollen. Der Imker kann ihn also nicht einfach schleudern, sondern muss ihn “Stippen”. Mittels einer Stachelwalze wird der Honig vor dem Schleudern bearbeitet. Zuerst jedoch muss der Imker bei dieser Technik den Honig auf 25 Grad erwärmen. Anschließend werden die Waben von Wachs befreit und mit der Stachelwalze “gestippt”. Das hebt nämlich für einen kurzen Zeitraum die geleeartige Konsistenz auf und er kann geschleudert werden.
Kein Winterfutter
Heidehonig ist übrigens aufgrund seiner Zusammensetzung nicht als Winterfutter für die Bienen geeignet. Er enthält zwar sehr viel Pollen, allerdings auch einen hohen Anteil an Ballaststoffen. Das würde die Verdauung der Bienen außer Rand und Band geraten lassen und entweder wäre “nur” die Winterruhe gefährdet oder es kommt zu Krankheiten.
Heidehonig: Schmeckt er denn?
Es ist so: Heidehonig schmeckt sicher nicht jedem. Er hat ein außergewöhnlich kräftiges und rustikales Aroma. Er “fühlt” sich aufgrund der gallertartigen Konsistenz auch nicht an wie “normaler” Honig und er hat doch eine ausgeprägte Herbheit. Je nach Jahrgang ist er hell, teilweise rötlich bis bernsteinfarben. Er kandiert erst sehr spät aus, doch auch Heidehonig in kristallisiertem Zustand hat einige Anhänger. Heidehonig darf im Gegensatz zu anderen Honigsorten einen erhöhten Wasseranteil beinhalten, nämlich bis zu 21 Prozent. Es lohnt sich definitiv, die Spezialität einmal zu kosten. Vielleicht liegt dir sein geschmack nicht — aber vielleicht bist du auch restlos begeistert? das kannst du nur über einen Versuch herausfinden.