Die Frage, ob und ab wann sich das Imkern lohnt, müsste man zuerst zwischen dem „Lohn“ und dem „Lohn“ unterscheiden. Für den einen ist es pure Entspannung und somit Lohn, den Bienen am Bienenstock zuzusehen. Für den anderen ist wirtschaftlicher Erfolg wichtig. Wie auch immer, dass es natürlich ein toller „Lohn“ ist, den Bienen bei der Arbeit zuzusehen, ist unbestritten. In diesem Artikel geht es darum, ob es sich finanziell lohnt, ob du damit etwas verdienen kannst – oder ob es ein Hobby ist, in dem hauptsächlich der Inhalt deiner Spardose verschwindet.
Zwei Rechenmodelle
Zu einer guten Basis gehört ein Plan. Lohnt sich das Imkern? Es kommt darauf an, wie du wirtschaftlich rechnen magst:
- Du nimmst deine Ausgaben und rechnest sie gegen die Einnahmen.
- Auch im zweiten Rechenbeispiel nimmst du die Ausgaben, stellst deine Einnahmen gegenüber, hinzu kommt allerdings noch dein ureigener Verdienst, etwa dein Stundenlohn.
Da die Bedürfnisse – und somit der Stundenlohn – sehr individuell sind, nehmen wir in diesem Beitrag lediglich die Variante: Ausgaben / Einnahmen (steuerlich unberücksichtigt, also rein netto) unter die Lupe. Dieser Beitrag richtet sich hauptsächlich an Tier- und Naturfreunde, die mit dem Gedanken spielen, sich eventuell näher mit dem wunderbaren Hobby der Imkerei zu beschäftigen.
Die ersten Kosten
Bevor es mit dem ersten Bienenvolk überhaupt soweit ist, solltest du so viel wie möglich darüber lernen. Es sind Tiere und jeder Imker – egal ob Anfänger oder Profi – sollte den Bedürfnissen der Tiere gerecht werden, das ist das Fundament der Frage: Lohnt sich Imkern? Jeder, der sich Tiere hält, ist in der Verantwortung dem Tierwohl gegenüber – erst dann folgen eigene Bedürfnisse oder gar das liebe Geld.
- Die Ausbildung
Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Imkern zu erlernen. Der Deutsche Imkerbund (D.I.B.) bietet beispielsweise zahlreiche Kurse sowie Aus- und Fortbildungen. Die sinnvollste Möglichkeit ist immer noch der Imkerkurs, dann die Begleitung des Imkerpaten über ein Jahr – und dann sollte man bereit sein, seine ersten Bienenvölker anzuschaffen. Dazu kommen Bücher, Imkertreffen, noch mehr Bücher und noch mehr Austausch mit „alten Imkerhasen“. Denn auch wenn es sich sehr „trocken“ anhört: Als Imker ist man Tierhalter, hat die Bedürfnisse von Tier und Natur unbedingt zu beachten und unterliegt vor allem auch einigen Gesetzen. Leider geht der derzeitige Hype „werde Bienenschützer“ in eine falsche Richtung. Da wird medial gerne mal ausgesprochen, dass sich jeder Bienen halten könne, nach Lust und Laune, dem ist nicht so.
Dabei ist es wirklich einfach, die Mitgliederverbände des D.I.B. bieten regional Schulungen und Kurse an. Zudem gibt es noch weitere, spezialisierte Kurse, etwa zur Bienenköniginnenzucht. Sogar ein zweiter Bildungsweg ist für angehende Hobbyimker möglich: Es gibt die Möglichkeit, eine Gehilfen- oder eine Meisterprüfung abzulegen – und dann mit der entsprechenden Völkerzahl lohnt sich Imkern wirklich.
Die Ausrüstung
Wenn die Ausbildung absolviert ist, der Imkerpate sein Wissen weitergegeben hat, kann es losgehen. Doch bevor die ersten Bienenvölker einziehen, fehlen noch ein paar „Kleinigkeiten“. Im Folgenden mal eine grobe Liste, die nicht den Anspruch erhebt, vollständig zu sein:
- Bienenbeuten
Die Behausung der Bienen ist sicher eines der wichtigsten Utensilien beim Imkern. Die Beute ist das Zuhause der Biene. Allein die Wahl der Bienenbeute füllt fast ein Buch. Es gibt beispielsweise die Magazinbeute, die Bienenkiste, die Bienenbox, die Einraumbeute, die Warré Beute und so weiter und so fort. In diesem Artikel kannst du dich gut über die Magazinbeute (sicher eine der häufigsten genutzten Bienenbehausung) einlesen: Auf der Seite Honigschleuder, klick hier. Zur Bienenbeute gehört natürlich die Zarge, also sozusagen die „Etage“ im Bienenheim. Der Name der Magazinbeute richtet sich nach ihrem jeweiligen „Erfinder“ und deswegen gibt es beispielsweise Zanderbeuten oder Langstroth-Beuten. Ein Magazin ist quasi eine Zarge und jeder Untertyp von Magazinbeuten hat seine Vor- und Nachteile. Bienenbeuten gibt es gebraucht und neu zu kaufen. Preislich geht es ab etwa 100 Euro los – nach oben nur wenige Grenzen. Zur Magazinbeute gehören noch einige Kleinigkeiten wie Futterwanne, Abdeckfolie, Deckel, Mittelwände, Abstandshalter usw.
Kleinkram
Das war es noch nicht. Um vernünftig zu Imkern, fehlen noch einige Zuberhörteile. Etwa Smoker, Stockmeißel, Draht, Abkehrbesen, Futterschale, Absperrgitter, Imkeranzug, Bienenflucht – um einige Beispiele zu nennen. Hier gibt es unendlich Spielraum nach oben. Was dem einen unverzichtbar ist, stößt beim anderen auf verständnisloses Kopfschütteln.
Das Wichtigste
Doch alles nützt nix, denn ohne Bienen keinen Honig, kein Propolis, keine Pollen. Um zu imkern, benötigt man ein oder mehrere Bienenvölker. Diese gibt es bei einem anderen Imker, der vielleicht froh ist, wenn er einen Ableger abgeben kann. Sinnvoll ist hier der nächste Imkerverein, denn dort lassen sich dahingehend Kontakte knüpfen.
Um Honig zu ernten, benötigt der Imker zudem eine Honigschleuder. Eventuell kann diese auch ausgeliehen werden, denn eine gute Honigschleuder ist nicht für einen Euro-fuffzig zu haben. Doch wenn du über kurz oder lang gutes Geld mit dem Imkern verdienen möchtest, kommst du nicht um die Anschaffung einer Honigschleuder herum.
Die Kosten für den Beginn
Alles in allem kannst du um die 1500 – 2000 Euro einplanen, wenn du mit zwei oder drei Völkern starten möchtest. Natürlich sind das in den meisten Fällen keine Ausgaben, die auf einmal auf dich einstürmen, aber es plätschert sich im ersten Jahr so zusammen. Und wenn du hobbymäßig imkern möchtest, um irgendwann Geld zu verdienen beziehungsweise erstmal deine Kosten wieder reinzuholen, musst du investieren. Jede Kleinigkeit kostet Geld – von der Milbenbehandlung bis hin zum Winterfutter.
Und? Lohnt sich imkern?
Wie viel Geld du mit deinen Bienenvölkern verdienen kannst, hängt von etlichen Faktoren ab, schauen wir auf einige Beispiele:
- Die Anzahl der Völker bestimmt die Erntemenge. Wie viel Honig bringen diese?
- Möchtest du noch weitere Produkte neben Honig vertreiben? Etwa Propolis, Pollen oder Gelée Royal?
- Wie stehen deine Chancen in Sachen Vermarktung? Nicht jeder ist ein guter Kaufmann oder ein erfolgreicher Verkäufer!
- Hast du genug Liebe und Leidenschaft für die Tiere, ihre Bedürfnisse und für die Natur ganz allgemein? Ohne diese Liebe und Begeisterung wird es keinen wirtschaftlichen Erfolg geben.
- Hast du genug Zeit, um auf die ersten Gewinne zu warten? Rechne mal mit fünf Jahren, bevor deine „Mädels“ richtigen Gewinn abwerfen.
Aber: Wenn du das Imkern professionell angehst, deinen Honig und eventuell andere Produkte gut vermarkten kannst, dann lässt sich vom Imkern gut leben – zumindest ab einer bestimmten Anzahl Völker. Doch um auf das „Ja“ bei der Frage: „Lohnt sich das Imkern“? zurückzukommen: Selbst, wenn du nur den Honig für den Eigenbedarf erntest, lohnt es sich dennoch.
Warum?
Ganz einfach: Wir können von Bienen unglaublich viel lernen. Mit einem oder zwei Völkern kannst du völlig entspannt imkern, die Natur beobachten, den Tieren zuschauen – vollkommen lohnenswert. Den eigenen Honig genießen – unvergleichlich. Früh am Morgen zum Bienenstand gehen und die Tiere beobachten – wunderbar. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, lohnt sich das Imkern allemal.