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Ethische Bienenhaltung? Geht das überhaupt? In diesem Beitrag wollen wir uns mal näher mit diesem wichtigen Thema beschäftigen. Was ist „ethische Bienenhaltung“ überhaupt? Was bedeutet das für den Mensch und für das Tier? Die meisten Ansichten beziehen sich auf die Bienenhaltung und die Tiere an sich. Was fühlen Bienen? Was muss man als Imker tun, damit sie sich wohl fühlen? Gibt es bauliche Maßnahmen? Soll man überhaupt imkern? Schauen wir mal, was wir herausarbeiten.

Was ist Ethik?

Das Wort „Ethik“ leitet sich vom griechischen „Ethos“ ab und bedeutet Charakter. Im Gegensatz zur Moral geht es bei der Ethik nicht um einen Verhaltenskodex an sich sondern um die Analyse verschiedener Moralvorstellungen. Sie ist quasi die Wissenschaft der Moral. Quelle: https://www.chip.de/video/Ethik-und-Moral-Das-ist-der-Unterschied-Video_133933382.html

Für die Bienenhaltung übersetzt bedeutet das: Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Tieren steht definitiv vor wirtschaftlichem Interesse. Ein Imker, der schonend arbeitet, bewegt sich langsam und bedächtig. Damit verhindert er das Quetschen einzelner Tiere. Zudem versucht er, möglichst nicht gestochen zu werden, einerseits aus Selbstschutz – aber auch, um das Leben einzelner Bienen nicht zu gefährden.

Tierschutzrelevant Imkern? Der Verbraucher entscheidet mit

Eine bienenfreundliche Betriebsweise schmälert den reinen Ertrag. Damit ein Imker aber dennoch von seiner Imkerei leben kann, muss er die Preise für seinen Honig anpassen. Erstens steckt eine Menge Arbeit im Honig und zweitens ist es nur fair, einen angemessenen Preis für Honig zu bezahlen. Dem gegenüber stehen teilweise die Honiggläser im Supermarkt. Billig, billiger, ethisch? Sicher nicht. Die Mischung aus EG- und Nicht-EG-Länder muss nicht schlecht sein, aber es ist einfach nicht möglich, dass sich 500 Gramm Honig für solche Preise gewinnträchtig verkaufen lassen, wie sie teilweise angeboten werden. Und damit auch noch Geld verdient wird. Das kann nur auf Kosten der Tiere gehen.

Was machen Bio-Imker anders?

Leider hat die Oberflächlichkeit in der Gesellschaft die Oberhand. Jeder weiß alles und das auch noch besser. Bei dem Begriff „Bio-Imker“ hört man dann gerne die großspurige These: „Ach, Bienen fliegen eh dahin, wo sie wollen, pffff“. Richtig, Bienen fliegen im Schnitt um die drei Kilometer. Somit haben Imker nur einen begrenzten Einfluss auf das Sammelgebiet ihrer Bienen. Bei der Bio-Imkerei ist es jedoch eine der Voraussetzungen, dass die Bienenstöcke im Radius von drei Kilometern hauptsächlich um ökologisch bewirtschafteten Flächen, Regionen mit natürlicher Vegetation oder solchen, die im Agrarumweltprogramm bewirtschaftet werden, aufgestellt werden. Es ist beispielsweise nicht erlaubt, die Bienenstöcke einfach in ein Rapsfeld zu stellen, wenn dies eine landwirtschaftliche Intensivkultur ist.

Tierschutz und Imkern

Beides ist absolut vereinbar. Es gibt genügend Imker, die tierschutzkonform imkern. Den Tieren geht es gut, sie werden bestens versorgt – auch von Nicht-Bio-Imkern. Bei Bio-Imker wird nur eben durch strenge und vor allem unangekündigte Kontrollen drauf geschaut. Das heißt nicht, dass ein Imker ohne Bio-Zertifizierung „schlechter“ ist – keinesfalls! Bei der Bio-Imkerei kommen eben nur noch einige Punkte obenauf, die dem Tierwohl sehr entgegenkommen und das wird – wie schon gesagt – streng kontrolliert:

  • Die Bienenbeuten in der Bio-Imkerei bestehen aus natürlichen Materialien. Also unbehandeltes Holz oder etwa Lehm.
  • Das Wachs, welches häufig zur Herstellung von Mittelwänden genutzt wird, darf ausschließlich aus Naturwaben bestehen – alternativ kann es auch Entdeckelungswachs aus einem zertifizierten Öko-Betrieb sein. Die meisten Bio-Imker nutzen hierfür ihr eigenes Wachs.
  • Sehr tierschutz-konform: Im Gegensatz zur konventionellen Imkerei ist in der Bio-Imkerei verboten, die Flügel der Bienenkönigin zu beschneiden.
  • Die leidige Varroamilbe darf nur mit organischen Mitteln angegegangen werden, etwa mit Ameisen- oder Milchsäure. „Chemiebomben“ sind nicht erlaubt.
  • Im Idealfall dürfen Bienen in der Bienenimkerei auf ihrem eigenen Honig überwintern. Sollte der nicht ausreichen, darf der Imker lediglich Bio-Honig, Biozucker oder Biosirup zur Zufütterung verwenden.
  • Die Kontrollen finden regelmäßig statt, zudem muss ein Bio-Imker nachweisen, wie er die Varroamilbenbekämpfung anging, er muss die Standorte der Bienenvölker nachweisen und er muss sämtliche Erntemengen, Verkaufsmengen offenlegen – sowie die Analysen von Honig und Bienenwachs vorweisen können.

Fazit

Terschutz und Imkern – das kann durchaus Hand-in-Hand gehen. Übrigens gibt es auf der ganzen Welt „kleinere“ Imker, die mit der Natur und vor allem mit den Tieren arbeiten. Das gibt es in China, in Europa, in Amerika und hierzulande. Zu bedenken ist: Nicht immer ist „regional“ gleichzusetzen mit „gut“. Krasses Beispiel: Ein chinesischer Bergbauer lebt Tür-an-Tür mit seinen Bienen. Er imkert wie annodazumal. Es gibt weit und breit keine Industrie, kein Verkehr. Seine Bienenprodukte bringt er mit dem Handkarren ins nächste Dorf, um sie zu verkaufen. Wir hierzulande schreien „Ihhhhhhh, aus China!!!!!“ – und kaufen den Honig eines örtlichen Imkers neben dem großen Industriepark samt Autobahn in der Nähe. Der im Baumarkt einige chemische Substanzen gekauft hat, seiner Bienenkönigin die Flügel gestutzt hat. Und wir freuen uns, einen „regionalen“ Honig gekauft zu haben. Gibt es. Nicht immer, aber gibt es. In genau der Konstellation.

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