BienenInterviewWissen

Die Imkerei hat in Deutschland eine lange Tradition. Und mit Stolz lässt sich sagen, dass der Honig hierzulande eine besondere Qualität hat. Begründet liegt dies zum einen in der besonderen Leidenschaft, mit der sich die hiesigen Imker ihren Bienen zuwenden. Zum anderen garantiert der Deutsche Imkerbund e.V. (D.I.B.) mit seinen Richtlinien einen Qualitätsstandard, der weltweit vorbildlich ist. Dennoch steht die Imkerei großen Herausforderungen gegenüber. Peter Maske ist Präsident des Deutschen Imkerbundes – mit ihm sprechen wir über die potenzielle Bedrohung der Bienen durch die Industrie und darüber, welche Möglichkeiten es gibt, sich aktiv für den Bienenschutz einzusetzen.


Honig-und-Bienen.de: Sehr geehrter Herr Maske, als Präsident des Deutschen Imkerbundes vertreten Sie eine sehr hohe Zahl an Imkern und Bienenfreunden. Wann sind Sie selbst das erste Mal mit den Bienen und der Imkerei in Kontakt gekommen?
Peter Maske: Bereits in meiner Jugend half ich dem Vater meines Freundes, der viele Bienenvölker hatte. Damals – mit 16 Jahren – entdeckte ich bereits die „Faszination“ am Bienenvolk. Mit dem Imkern begann ich aber erst mit 28 Jahren, weil ich auf meinem landwirtschaftlichen Grundstück auch Bienen haben wollte.


Nun haben Sie in Ihrer Tätigkeit als Präsident mit Sicherheit eine Vielzahl an Aufgaben, um die Sie sich kümmern müssen. Gibt es aktuell Tätigkeitsfelder oder Projekte, die besonders in den Fokus rücken? Falls ja, können Sie diese ein wenig erläutern?
Die Tätigkeitsfelder in so einem großen Bundesverband sind vielfältig. Ich sage hierzu, es gibt viele „Baustellen“. Gerade beschäftigt uns der Entwurf zur Änderung des Gentechnikgesetzes. Die Gentechnikfreiheit im landwirtschaftlichen Anbau ist insbesondere für unsere Bienenprodukte ein sehr wichtiger Faktor. Ständig sind wir auch mit dem Thema Pflanzenschutzmittel befasst, das sowohl den Honigbienen als auch anderen Blüten besuchenden Insekten Probleme bereitet. Es geht insbesondere um die sogenannten subletalen Effekte. Dies sind Auswirkungen, die zwar nicht gleich zum Tode führen, jedoch die Bienen z.B. in ihrem Verhalten stört. Das können Gedächtnisstörungen sein, so dass die Bienen geeignete Futterplätze nicht mitteilen können oder selbst nicht mehr zum Futterplatz finden usw. Dann kämpfen wir ständig für Nahrungsverbesserung für alle Blüten besuchenden Insekten. Es geht z. B. um Ackerrandstreifen oder um zeitig blühende Zwischenfrüchte, wie Phacelia, Buchweizen etc., die Landwirte gleich nach Ernte der Hauptfrucht ansäen sollten. Landwirte haben aber auch leider gesetzliche Zwänge durch Vorgaben der EU und eine viel zu hohe Bürokratie bei Anwendung solcher „Greening-Maßnahmen“ zu bewältigen. Um Erleichterungen zu erreichen, arbeiten wir Hand in Hand mit der Landwirtschaft. Es gäbe noch viele „Baustellen“ zu erwähnen, wie verfälschtes Bienenwachs oder die Bekämpfung der Varroamilbe, die eine Hauptursache bei Verlusten von Bienenvölkern ist.


Bienen haben, wie jedes Lebewesen, eine Daseinsberechtigung. Zudem sind sie aber für uns Menschen und die Umwelt sehr nützlich, denn abgesehen von der Produktion von Honig sind sie in der Bestäubung der Pflanzenwelt unersetzlich. Worin sehen Sie aktuell die größte Bedrohung für die Bienen und wie stark schätzen Sie diese Bedrohung ein?
Ich sehe eine besonders große Gefahr sowohl für Honigbienen als auch für andere Blütenbestäuber im Nahrungsmangel nach dem Frühjahr in ländlich geprägten Landschaften. Jedoch ist dies nur ein Teil. Die Bedrohung ist multifaktoriell: Nahrungsmangel, Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln und Infektionen durch die Varroamilbe.


Viele Chemiekonzerne bringen Insektizide auf den Markt, die eine Bedrohung für die Bienen darstellen. Wie schätzen Sie die Entwicklung ein – werden die Konzerne freiwillig einlenken oder ist politischer Druck notwendig? Und ist in diesem Zusammenhang überhaupt mit einem politischen Wirken für den Bienenschutz zu rechnen?
Der Bienenschutz hat zwischenzeitlich einen hohen Stellenwert erreicht. Für die künftige Zulassung von Pflanzenschutzmitteln sind die Hürden höher geworden, weil nicht nur Honigbienen im Zulassungs-Fokus stehen, sondern auch Wildbienen und Hummeln. Es geht besonders auch um die schon angesprochenen subletalen Auswirkungen. Jedoch stehen wir zu diesem Thema natürlich auch mit den politischen Vertretern und mit der Landwirtschaft im ständigen Kontakt.


Der Bienenschutz geht uns alle etwas an und sehr viele Menschen möchten sich dafür einsetzen, wissen aber nicht so recht wie sie das tun sollen. Welche Möglichkeit hat jeder Einzelne, sich selbst aktiv für den Bienenschutz einzusetzen – was würden Sie empfehlen?
Jeder kann mit seinen Möglichkeiten helfen. Hierzu gehört z.B. ein bienenfreundliches Blühpflanzenangebot im eigenen Garten, am Haus oder im Kleingarten. Und man sollte auf chemischen, vor allen bienengefährlichen Pflanzenschutz verzichten.
Auch in Kommunen werden zunehmend Flächen nicht als „Grün-Flächen“, sondern als „Blühflächen“ gepflegt. Hierzu sind oft viele freiwillige Helfer notwendig. Das gleiche gilt auch für die Agrar-Landschaft. Landwirte verdienen nichts mit Blühstreifen, jedoch helfen sie so im Naturschutz und verbessern deutlich ihr Image. Auch dabei kann Unterstützung durch Beratung und Übergabe von speziellem Saatgut für Blühpflanzen helfen.


Herr Maske, haben Sie recht herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen und dem Deutschen Imkerbund weiterhin viel Erfolg und alles Gute!
Liebe Leser von Honig-und-Bienen.de: Wer sich über den Deutscher Imkerbund informieren möchte, kann dies gerne online tun – bitte besuchen Sie dafür die Website des Deutschen Imkerbundes e.V. (www.deutscherimkerbund.de).

 

 

Peter Maske, Präsident des D.I.B. (Foto: privat)

Peter Maske, Präsident des D.I.B. (Foto: privat)

Der gebürtige Münchner Peter Maske (66 Jahre alt) ist Präsident des Deutschen Imkerbundes e.V. und lebt in Schwarzach am Main. Er war bis zur seiner Pensionierung im Jahre 2010 Polizeibeamter im gehobenen Dienst. Er ist seit 1971 verheiratet mit zwei erwachsenen Kindern und drei Enkeln. Neben der Imkerei erlernte er auch die Jagd mit der Jägerprüfung 1972 und pflanzte mit seinen beiden Brüdern über 150 000 Bäume auf Flächen, die Landwirten gehörten, sie aber nicht mehr nutzten. 1993 legte er mit seinem Sohn auch noch die Fischereiprüfung ab.

Der Jagd sowie Hegemaßnahmen und dem Fischen kann sich Herr Maske aufgrund der vielfältigen Aufgaben in der Imkerei nicht mehr widmen. Er bewirtschaftet selbst ca. 50 Bienenvölker und ist in der imkerlichen Verbandsarbeit seit 1984 in allen Ebenen ununterbrochen tätig. Seit 2008 ist Herr Maske Bundesvorsitzender.

Deutscher Imkerbund

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