Der Deutsche Imkerbund und die Honigverordnung sind recht streng, was die Sortenbezeichnung von Honig betrifft. Normalerweise darf nur dann die botanische Sorte auf dem Honigglas genannt werden, wenn der Nektar überwiegend aus dieser Quelle stammt. Steht also “Rapshonig” vorne drauf, muss der enthaltene Honig komplett oder größtenteils aus dem Nektar der Rapspflanze stammen. Doch eine Ausnahme bestätigt die Regel: Akazienhonig. Verkauft ein deutscher Imker “Akazienhonig”, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Robinienhonig. Und das, obwohl – botanisch gesehen – die Robinien und die Akazien nicht einmal annähernd miteinander verwandt sind.
Robinie oder Akazie?
Es gibt einen einfachen Grund, warum der Nektar der Robinie fälschlicherweise als Akazie ausgegeben wird. Dabei darf der Honig, der aus dem Nektar der “Robinia pseudoacacia” gewonnen wird, als Akazienhonig bezeichnet werden, weil dieser Begriff hierzulande für diese Baumart verwendet wird.
Die Robinie hat viele Bezeichnungen. So wird sie unter anderem als Falsche Akazie, Scheinakazie oder Silberregen betitelt. Nachdem sie etlichen, historischen Quellen zufolge im Jahr 1601 von einem französischen Botaniker von den Vereinigten Staaten nach Paris eingeführt wurde, gelangte sie rund 40 Jahre später nach Großbritannien und nochmals 30 Jahre später wuchsen ihre Wurzeln in deutschen Boden. Genauer: Der Baum wurde in einem Berliner Park angebaut. Heute hat sich das robuste Gewächs durchaus etabliert und gilt unter Imkern als eine bedeutende Pflanze der Frühsommertracht.
Die Ähnlichkeit
Echte Akazien (Acacia pulchella) gehören zu den Hüsenfrüchtlern (Fabaceae) und wachsen hauptsächlich im westlichen Australien. Sie ist nicht einmal annähernd mit der hier heimischen Robinie verwandt, doch vom Blattaufbau sehen sich die beiden Pflanzen erstaunlich ähnlich. Aufgrund dieser Ähnlichkeit wurde aus der gemeinen Robinie im Laufe der Zeit die “falsche Akazie” oder die Schein-Akazie”, wobei das “falsche” und “Schein” irgendwann einfach weggelassen wurden. Die Akazie hat gewonnen.
Der Baum und seine typischen Eigenschaften
Robinien enthalten viel Nektar. So kursiert die Zahl, dass ein einziger Robinienbaum während der Blüte bis zu 1,5 Kilo Honig ergeben kann. Der Honig ist sehr flüssig und von heller, goldgelber Farbe. Der Baum selbst ist ein Flachwurzler und da wo sie wächst, sollte man sie lassen. Nach einer Fällung einer Robinie treiben alle Wurzeln, die im Boden geblieben sind, neu aus. Tatsächlich alle – so kann es passieren, dass sich nach zwei, drei Jahren eine ganzer Robinienwald ausbreitete, wo man einst das kleine Bäumchen fällte. Für Imker, die Akazienhonig herstellen möchten, ist das natürlich ideal – denn mittlerweile gibt es hierzulande große Bestände der falschen Akazie. Doch nicht nur wir haben schöne Naturlandschaften, auch in anderen europäischen Ländern gibt es wunderschöne Landstriche, fern von Industrie und Autoabgasen. Der Hülsenfrüchtler produziert nicht nur sehr viel Nektar, sondern ist auch ein guter Pollenlieferant. So finden sich beispielsweise in Ungarn große Haine voller Akazien. Häufig wird hier noch in alter, traditioneller Art geimkert. Das heißt, die Bienen haben ihre Freiheit und haben mehr als genug Nektar zum Eintragen.
Akazienhonig
Echter Akazienhonig und “falscher” Akazienhonig sind geschmacklich auf der fast gleichen Wellenlänge. Der Honig ist mild und süß. Er bleibt sehr lange flüssig, bevor er irgendwann langsam mit der Kristallisation beginnt. Das liegt an dem hohen Anteil der Fructose, die kennzeichned für diese Honigsorte ist. Er enthält wie die meisten Honige eine Vielzahl hochwertiger Substanzen, etwa Vitamine, Mineralstoffe – aber auch Inhibine und Serotonin. Diese Inhaltsstoffe gelten ganz allgemein als hochwertig und werden in der Naturheilkunde gegen Husten und Erkältungsbeschwerden eingesetzt.
Robinienhonig aus dem Ausland?
Nicht nur unsere heimischen Imker produzieren guten Akazienhonig. So gibt es etwa Akazienhonig, aus den großen Waldbeständen Ungarns gewonnen. Es darf nicht immer misstrauisch geschaut werden, nur weil Honig nicht aus Deutschland kommt. Viele Imker leben von und somit mit ihren Bienen. Der Verkauf des Honigs stellt für viele dieser Imker die einzige Möglichkeit dar, die Kosten der Bienenhaltung wenigstens annähernd zu tragen. Auch wenn der Honig ein klein wenig teurer ist als der berühmte Honig aus dem Supermarkt, der als Herkunft das ominöse “Mischung aus EG- und Nicht-EG-Ländern” trägt.
Akazienhonig hat seinen Wert und das sollte er auch wert sein, denn nicht nur wir sind auf die Bestäubung der Bienen angewiesen, sondern auch andere Länder.