Honig ist hauptsächlich als Brotaufstrich bekannt. In der Küche dient er als Zutat beim Backen, Braten oder Kochen und in der Naturkosmetik sorgt er als Rohstoff für geschmeidige Haut. In Verbindung mit Alkohol wird er eher selten genannt. Vielleicht kennt der ein oder andere Met (Honigwein), das ältestes alkoholisches Getränk in der Geschichte.
Bärenfang hingegen ist hierzulande recht unbekannt, eigentlich schade. Darunter ist nämlich ein wohlschmeckender Likör zu verstehen, dessen Ursprung tief in die ostpreußische Geschichte hineinreichen. Unter der Bezeichnung “Meschkinnes” war es eine Art Trostspender an kalten – aber auch an warmen Tagen. Diese Bezeichnung stammt vom Litauischen “meškinis (von meška) ab, was “Bär” bedeutet.
Im folgenden Artikel geht es um den Honiglikör, der einst sowohl für den Umtrunk als auch für medizinische Zwecke konsumiert wurde. Kann man Bärenfang selber herstellen? Was gibt es für Rezepte? Welche Geschichten, Mythen, Legenden ranken sich um den Honiglikör? Warum sollte man ihn selber machen, anstatt ihn zu kaufen? Sei gespannt, vielleicht animiert dich der Beitrag dazu, bei der nächsten Party selbst gemachten Bärenfang zu reichen?
Die Renaissance als Einstiegsepoche
Als die Kulturepoche der Renaissance den Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit begleitete, entdeckten die Menschen in Ostpreußen, wie sich ein süßes, alkoholisches Getränk ohne große Umschweife herstellen lässt. Glaubt man Historikern, stand Bärenfang in jedem Haushalt und in jeder Hausapotheke.
Betrunkene Bären?
Es wird berichtet, dass die ostpreußische Bezeichnung “Meschkinnes” tatsächlich mit Bären zu tun hat. So soll einst ein alter Imker einen jungen Mann angeheuert haben, der ihm helfen sollte, Waldhonig zu ernten. Er selbst konnte die Bäume nicht mehr erklimmen, also stieg der junge Mann in die Bäume. Allerdings waren auch Bären hinter dem Waldhonig her. Also gab man den Bären Honiglikör. Waren diese betrunken, konnte der junge Mann in Ruhe den Honig aus den Baumhöhlen ernten und der Imker ohne Bedenken seinem Tagwerk nachgehen. So kam es vermutlich zu der Bezeichnung Meschkinnes, die auf Deutsch mit “Bärenfang” übersetzt wird. Übrigens: In Polen und Litauen ist Honiglikör als Krupnik bekannt und auch sehr beliebt.
Die einstige Verwendung
Bärenfang wurde rege konsumiert. Zum Aufwärmen an kalten Tagen, zur Erfrischung an heißen Tagen, zum gemeinsamen Umtrunk oder als Heilmittel. Besonders als Grippemittel wurde der Honigwein sehr geschätzt. meist wurde er allerdings nicht erst getrunken, wenn die Grippe da war, sondern als präventive Maßnahme.
Erst nach dem zweiten Weltkrieg verbreitete sich das Wissen um den Honiglikör in die westlichen und südlichen europäischen Länder. Doch während Bärenfang heute noch in Osteuropa ein beliebtes Getränk ist, hat er hierzulande keinen allzu hohen Stellenwert.
Was steckt drin?
Bärenfang ist nicht zu unterschätzen, immerhin hat er einen Alkoholgehalt von zwischen 20 und 45 % Vol. Man sagt ihm nach, dass er seine Wirkung nicht gleich zeigt, sondern langsam zu Kopf steigt. Der Honiglikör besteht aus Blütenhonig, hochprozentigem Alkohol und Gewürzen. Hier hat jeder sein eigenes “Geheimrezept”. Der eine mischt Vanilleschoten in die Mischung, der andere gibt noch Zimt, Nelken oder Zitronenschale dazu. Manche nehmen Kräuter, andere bleiben bei einem einzigen Gewürz.
Die Lagerung entscheidet
Ähnlich vielen Nahrungsmitteln entfaltet sich das volle Aroma des Bärenfangs durch eine sachgerechte Lagerung. Sachgerecht heißt in diesem Fall in einem dunklen Gefäß und in einer warmen Umgebung. Wird der Likör nämlich zu kühl gelagert, wird der Honig fest, was bei einem Getränk natürlich zu vermeiden ist.
Bärenfang – Rezept
Eigentlich gibt es “das eine Rezept” nicht. Honiglikör lässt sich in unendlichen Varianten und mit den unterschiedlichsten Kräutern oder Gewürzen zubereiten. In den meisten Fällen werden etwa 500 Gramm Blütenhonig in 700 ml Wodka oder einem anderen, hochprozentigen Alkohol aufgelöst. Dazu kommen noch die Gewürze, meist Vanilleschoten, Zimtstangen, Nelken und die abgeriebenen Schalen von Zitronen. Jetzt lässt man die Mixtur einige Tage ziehen, bevor sie durch ein feines Sieb abgefiltert wird. Schon ist der Bärenfang fertig und kann getrunken werden. Alternativ lässt man ihn noch einige Tage reifen, dabei verdichtet sich das Aroma.
Der Alkohol und der Honig
In den meisten Fällen wird Wodka als Hochprozentiger für den Bärenfang empfohlen. Einige Feinschmecker raten jedoch eher, auf einen Weingeist zu setzen. Wodka hat einen Eigengeschmack, der das Aroma des Likörs negativ beeinflussen könnte. Andererseits kann der Hochprozentige dem Honiglikör auch einen ureigenen Stempel aufdrücken, es ist also reine Geschmackssache.
Auch bei der Wahl des Honigs können Fragen aufkommen; warum wird beispielsweise Blütenhonig empfohlen, obwohl dieser Gefahr läuft, zu kristallisieren? Die Antwort ist ganz einfach: Bei Waldhonig besteht das Risiko, dass dem Bärenfang eine etwas bittere Geschmacksnote anhaftet.
Einfach mal ausprobieren – dabei aber unbedingt beachten, dass die Qualität sowohl des Honigs als auch des Alkohols entscheidend für den Geschmack sind!
Zum Probieren wäre ein einfaches Rezept vielleicht ganz hilfreich:
1000 Gramm Blütenhonig
0,75 Liter Weingeist (Primasprit)
0,3 Liter Doppelkorn
Fülle den Alkohol in einen großen Topf und erwärme das Ganze auf rund 39 Grad. Diese Temperatur sollte gehalten werden, wenn der Honig eingefüllt wird – denn ab ca. 40 Grad zersetzen sich die Inhaltsstoffe im Honig.
Alles gut umrühren, bis der Honig komplett aufgelöst ist. Abfüllen, auskühlen lassen, trinken.
Dieses Rezept lässt sich natürlich mit den schon angesprochenen Gewürzen und Kräutern um ein Vielfaches erweitern beziehungsweise abrunden – einfach probieren!