Geschichte ist langweilig? Nicht die der Bienen. Fast könnte man meinen, Bienen und Pflanzen sprachen sich vor Hunderten von Millionen Jahren ab: „Tust du mir Gutes, kann ich dir Gutes tun“. Bienen und Pflanzen haben sich in einer faszinierenden Symbiose gegenseitig bei der Entwicklung gefördert. Sie gingen eine „Ko-Evolution“ miteinander ein. Damit ist nach der Evolutionstheorie ein evolutionärer Prozess gemeint, indem sich zwei Arten wechselseitig jeweils der „fremden“ Art immer mehr anpassen. Heute wird solch ein Prozess als „Win-Win-Situation“ bezeichnet.
Im folgenden Artikel reisen wir virtuell ein paar Jahrhunderte zurück. Wie sahen die ersten Bienen aus? Wie lebten sie? Und wo? Wann wurde erstmals Honig konsumiert? Wie haben sich Bienen im Laufe der Jahrtausende weiterentwickelt? Lese weiter, die Entwicklungsgeschichte der Bienen ist spannend.
Damals war´s
Vor rund 420 Millionen Jahren begannen die ersten Insekten damit, das Wasser zu verlassen und das Festland zu erobern. Die sogenannten „Euthycarcioniden“ lassen sich Experten zufolge optisch mit unseren heutigen Kakerlaken vergleichen. Mit ihren 11 Beinpaaren wuselten sie durch das Land und jagten Kleintiere.
Es war jedoch die Kreidezeit, in der vermutlich die Urahnen unserer heutigen Bienen das „Licht der Welt erblickten“, im wahrsten Sinn des Wortes.
Vor rund 135 bis 65 Millionen Jahren war das. Ein sensationeller Fund zeigt die älteste Biene, die je gefunden wurde: In Bernstein eingeschlossen, lässt sich das Alter des Insekts auf rund 100 Millionen Jahre eingrenzen. Gefunden wurde der Bernsteineinschluss von Entomologen der Oregon-State-University im nördlichen Myanmar. Das wiederum legt den Schluss nahe, dass Bienen irgendwo im ostasiatischen Raum ihren Ursprung hatten.
Auf ein Alter von circa 90 – 100 Millionen Jahren hingegen wurde die älteste hochentwickelte Biene geschätzt, die in New Jersey, USA gefunden wurde.
Die Entwicklungsgeschichte der Bienen und Blümchen
In der frühen Kreidezeit entwickelten sich die ersten Blütenpflanzen in Form von Bedecktsamer. Heute sind Bienen vollkommen auf Bedecktsamer angewiesen. Doch auch schon vor rund 110 Millionen Jahren soll es eine Verbindung zwischen Bedecktsamern und Bienen gegeben haben.
Bienen sind gierige Fleischfresser
Da es damals mit der Blütenpracht noch nicht so weit her war, ernährten sich die ersten Bienen von anderen Insekten, es waren Experten zufolge keine Vegetarier. Wann genau der „Umstieg“ auf Pollen und Nektar erfolgte, ist leider nicht bekannt.
Wissenschaftler sind sich sicher, dass unsere heutige Blütenvielfalt den damaligen Bienen zu verdanken ist. Kaum eine Blühpflanze ist in der Lage, sich aus eigener Kraft mit großem Erfolg fortzupflanzen. Einst war es nur der Wind, der für die Weiterverbreitung zuständig war. Logisch, dass diese Variante nicht sonderlich effektiv war.
Die Win-Win-Situation
Als Bienen damit begannen, den Nektar von Blühpflanzen zu kosten, änderte sich die langsame Fortpflanzung. Die Methode funktioniert, denn die Blühpflanzen konnten sich durch die Bienen deutlich besser, schneller und sehr effizient fortpflanzen. Das veranlasste die Pflanzen, einen süßlichen Nektar bereitzustellen, um ganz gezielt Bienen damit anzuwerben. Da die damaligen Bienen eher einer heutigen Wespe glichen, entstand nun das Problem, dass das Insekt kaum an den süßlichen Nektar herankam. Also musste die Evolution den nächsten Schritt gehen und so bildeten Bienen einen längeren Rüssel aus. Hinzu kam ein feines Haarkleid, damit sich der Pollen darin verfangen konnte und im weiteren Verlauf wurden Bienen noch mit den sogenannten „Höschen“ ausgerüstet, damit sie mehr transportieren können.
Und der Honig?
Während Bienen schon vor Millionen Jahren auf der Erde lebten, ist Honig ein recht „junges“ Nahrungsmittel. Es wird vermutet, dass die erste Nutzung auf die Steinzeit zurückgeht. 9000 Jahre alte Höhlenmalereien lassen zumindest darauf schließen. Sie zeigen einen „Honigjäger“ bei der Arbeit. Lange Zeit war Honig für die Menschen das einzige Süßungsmittel, aber auch zur Bärenjagd wurde Honig eingesetzt.
Imkern
Die Geschichte der Imkerei begann irgendwann im 7. Jahrhundert v. Chr. In Anatolien, das zumindest ist die Einschätzung von Historikern. Zu dieser Zeit wandelte sich der Honigraub an Wildbienenstöcken zu einer gezielten Haltung der fleißigen Insekten.
Und heute?
Heute leben immer noch rund 20.000 verschiedene Bienenarten auf der Erde. In Europa gibt es rund 700 unterschiedliche Bienenarten, in Deutschland ca. 550. Die Honigbiene ist nur eine davon – und diese ist auch nicht vom Aussterben bedroht. Zum Glück – wir müssen uns also „nur“ noch um die anderen rund 549 Arten kümmern. Damit die Entwicklungsgeschichte der Bienen weitergeht und nicht irgendwann nur noch in Artikeln wie diesen und in Biologiebüchern steht.
welchen Vorteil hat entwicklungsgeschichtlich die Tatsache, daß Bienen nach dem Stich von Säugetieren sterben?
Dadurch, dass die Giftblase autark ihr Gift heraus pumpt und diese Giftblase nicht so einfach zu entfernen ist, gelangt mehr Gift in den Körper des Gegners. Wenn nun viele Bienen gleichzeitig stechen, kann sich ein höheres Giftlevel im „Angreifer“ sammeln und diesen ggf. sogar töten.
Wenn man ein Bienenvolk als einen Superorganismus begreift, ist es für das Volk vorteilhaft einige tausend Bienen zu verlieren, aber Königin, Brut und Vorräte gerettet zu haben.