Honig ist ein vielseitiger Rohstoff: Er wird als Aufstrich genutzt, als Zutat beim Kochen und Braten, als Heilmittel, als Süßungsmittel und als Zutat in kosmetischen Produkten. Honig als alkoholisches Getränk ist zwar alles andere als eine Neuheit, dennoch ist Honigwein – oder Met – heute nicht mehr ganz so bekannt, wie die anderen Erzeugnisse aus und mit Honig. Schade eigentlich, denn Met ist ein wundervolles Getränk, das sowohl heiß als auch kalt getrunken werden kann.
Im folgenden Beitrag geht es um das uralte Getränk, das bei den Wikingern sehr beliebt gewesen sein soll. Bis heute haben sich Begriffe wie “Winkingerblut” oder “Odinsblut” gehalten. Nicht zu vergessen natürlich das “Drachenblut”, dessen Basis ebenfalls Met ist.
Was ist Met?
Der Begriff “Met” hat seinen Ursprung im indogermanischen “Madhu”, übersetzbar mit “süßer Trank”. Wasser, Honig und Hefe sind die Grundzutaten von Met. Durch einen mehrwöchigen Gärprozess wandelt sich der Zucker zu Alkohol. Je nach verwendeter Hefe, dem Honig und Herstellungsfaktoren während des Gärprozesses ergibt sich ein alkoholischer Wert von zwischen 11 Vol.% – 20 Vol.%.
Die drei Grundzutaten können nach Belieben erweitert werden. Zu dem Gemisch lassen sich beispielsweise Früchte, Säfte oder Gewürze zufügen. Besonders beliebt ist die Eigenproduktion von Honigwein aus Apfelsaft, dazu später mehr. Übrigens, um auf das angesprochene Wikinger-, Drachen- und Odinsblut zurückzukommen: Wird Met mit Kirschsaft oder mit vergorenen Kirschen vermischt, handelt es sich um Wikinger- oder Odinsblut. Wird der Honigwein mit scharfen Gewürzen angereichert, ist es Drachenblut – der Bezug zur nordischen Mythologie lässt sich jedenfalls nicht verleugnen.
Das älteste alkoholische Getränk
Es gab Zeiten, da war Met das “Getränk der Götter”. Heute wissen wir, welche Wirkung ein paar Gläschen zu viel auf den Menschen haben – damals dachten die Menschen, es handle sich um einen Übergang der göttlichen Stärke auf den Menschen.
Der Bezug zur nordischen Kultur lässt sich zwar nicht leugnen, allerdings handelt es sich nicht um ein von Wikingern “erfundenes” Getränk, denn Historiker gehen davon aus, dass der süße Göttertrank das älteste alkoholische Getränk war und bereits vor über 3500 Jahren hergestellt wurde.
Dabei wurde der Gärvorgang wohl eher aus purem Zufall entdeckt, so wird es vermutet. Honig wurde einst nicht nur als Speise genutzt, die Menschen erkannten recht früh die konservierenden Eigenschaften des Bienenerzeugnisses. Wurde Honig mit einem hohen Wassergehalt an einem feuchten Ort über einen längeren Zeitraum gelagert, kommt es auch ohne Zutun von Hefe zur Gärung.
Das dürfte nicht lange unentdeckt geblieben sein, ebenso wie die daraus hergehende Wirkung bezüglich des entstandenen Alkohols.
Aufgrund der alkoholischen Wirkung galt der Genuss von Met als Götteropfer. In manch altem Geschichtsbüchern macht es den Eindruck, als ob die Menschen damals sehr viele Opfer bringen mussten, denn andauernd gab es Zeremonien, Feste und Feiern, ständig wurde jemanden gehuldigt, dazu musste natürlich die Kraft der Götter heraufbeschworen werden – mit ein paar kräftigen Schluck Honigwein.
Die Wikinger
Die Römer und Griechen hatten später ihren Traubenwein, die Wikinger hielten sich an ihren Honigwein, denn aufgrund des rauen Klimas in Nordeuropa gab es keinen Weinanbau. Das Zeitalter der Wikinger (793 – 1066) gilt als wild, barbarisch und vor allem alkoholreich. Bei ihren Raubzügen erbeuteten sie Wein aus südlicheren Gefilden und gaben ihren Honig dazu, so steht es zumindest in alten Überlieferungen.
Dabei hatten selbst die ungestümen Wikinger bei ihren Trinkgelagen Regeln, die teilweise sogar bis heute Anwendung finden. So war es etwa bei gemeinschaftlichem Trinken (sveitardrykkjur) Usus, dass ein Trinkhorn die Runde machte. Genau so ein Trinkhorn wird auch heute gerne in Verbindung mit Honigwein angeboten.
Jedenfalls nutzten die Wikinger – oder generell die nordischen Kulturen – Honigwein nicht nur, um sich zu berauschen, sondern um die Winterkälte besser zu ertragen und als Nahrung. Denn ein heißer Honigwein wärmt an kalten Wintertagen von innen ordentlich auf. Übrigens: Gab es bei den Wikingern etwas zu Feiern, gingen sie dazu in die “Methalle”, ansonsten nutzten sie den süßen Wein auch als Alltagsgetränk.
Honigwein im Rest der Welt
Obwohl Met als ältestes alkoholisches Getränk gilt, entdeckten ihn viele Kulturen erst spät. Doch nach der Entdeckung waren sämtliche Kulturen von dem Bienenprodukt begeistert. In der römischen Geschichte waren Metkrüge ein begehrtes Raubgut und in Tafelrunden bekam das Getränk eindeutigen Vorzug gegenüber dem aus Weintrauben hergestellten Getränk. Da Honig ein kostbares Gut war, verdrängten die günstigeren Traubenwein ihn alsbald. Als im Mittelalter immer mehr Bier gebraut wurde, geriet Honigwein mehr und mehr in Vergessenheit, auch wenn er nie so ganz verschwand. Karl der Große (768 – 814) schrieb sogar vor, Bienen zu züchten und Met herzustellen. In nahezu jedem mittelalterlichen Kloster braute man Met und es dauerte nicht lange, bis der Honigwein als Heilmittel galt.
Met als Heilmittel
Lange Zeit galt das süße Getränk als Heilmittel gegen allerlei Beschwerden. Es wurde bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt, gegen Entzündungen genutzt, bei Erkältungen gereicht oder als Stärkungstrunk empfohlen. Schaut man auf zwei Eigenschaften von Honig und Alkohol, erschließt sich auch, warum die Menschen dereinst teilweise recht hatten mit ihrem medizinischen Rat: Sowohl Honig als auch Alkohol haben eine antibakterielle Wirkung.
Im walisischen Sprachgebrauch heißt Met „Meddyglyn“, abgeleitet vom lateinischen “Medicus”, ein Hinweis auf die wertvollen Eigenschaften auf den Organismus – sofern er in Maßen genossen wird.
Und heute?
Heute ist Met hierzulande eine Spezialität mit einem nur noch kleinen Freundeskreis. Dabei nimmt es ein ausgereifter, hochwertiger Honigwein im Winter geschmacklich mit jedem Glühwein auf und verdient auch als eiskalte Erfrischung deutlich mehr Aufmerksamkeit. Genau wie beim Wein auch gibt es enorme Unterschiede bezüglich der Qualität. Es gibt exzellenten Honigwein, es gibt solchen, der an billigen Fusel erinnert. Die Qualität hängt von etlichen Faktoren ab, angefangen vom verwendeten Honig bis hin zu den eingebrachten Gewürzen.
Honigwein selber machen
Es ist nicht allzu schwer, das Getränk selber herzustellen. Im Folgenden findest du ein einfaches Rezept, welches du wahlweise und individuell verfeinern oder erweitern kannst. Dennoch noch der Hinweis, dass die Herstellung viel mit Erfahrung zu tun hat. Man muss hier ein wenig versuchen, dort ein bisschen testen und ganz viel experimentieren, um einen Hochgenuss zu kreieren. Doch manchmal gelingt es auf Anhieb:
Die Zutaten:
- 1 Kilo hochwertigen Honig
- 1,5 Liter Wasser
- 1 Liter Apfelsaft, naturtrüb
- 1 Teelöffel Reinzuchthefe
- Hefenährsalz
So wird’s gemacht:
Zuerst löst du den Honig im Wasser auf. Erwärme das Ganze auf höchstens 40 Grad. Anschließend füllst du in das auf ca. 20 Grad abgekühlte Gemisch den Apfelsaft, das Hefenährsalz und die Reinzuchthefe dazu. Diese Mischung gehört in eine spezielle Gärflasche (Gär- oder Weinballon) gefüllt werden, denn die Hefebakterien machen von nun an die Arbeit und sie benötigen Platz. Den Behälter aus diesem Grund nie bis zum Rand füllen!
Nach rund zwei Tagen ist die Gärung an kleinen Blasen deutlich sichtbar. Der Verschluß einer Gärflasche lässt das aufsteigende Gas entweichen. Deswegen darf so eine Gärflasche auch niemals luftdicht verschlossen werden. Nach rund zwei Wochen setzt sich die Hefe am Boden ab, diese sollte mit einem Weinheber abgezogen werden. Die nächsten Wochen bis Monate gehören der Gärung. Ist die Umgebungstemperatur wärmer, geht die Gärung schneller. Bevor der Wein in Flaschen abgefüllt wird, sollte er filtriert werden, damit das Ergebnis klar ist. Und dann? Wohl bekomm´s!