In Deutschland summen über 500 Wildbienenarten durch Wald und Wiesen. Im Gegensatz zur Honigbiene leben die meisten als Einzelgänger, abgesehen von vereinzelten Arten, etwa der Hummel. Doch was ist mit der Honigbiene? Von ihr ist meist nur im Zusammenhang mit Honigproduktion und Imkern die Rede. Gibt es wilde Honigbienen? Im folgenden Artikel geht es um eine kaum beachtete Bienenart, der zwei junge Forscher auf der Spur sind.
Das Bienenheim
Der künstlich angelegte Bienenstock dürfte den meisten Menschen als Bienenbehausung geläufig sein. Vielleicht ist das Wissen der “alten Imkerei” noch bekannt, als man den Honig aus Baumhöhlen holte. Weniger bekannt ist allerdings, dass es immer noch wilde Honigbienen gibt, die leider bisher recht unerforscht sind. Diese wilden Bienenvölker leben wie zu Urzeiten ohne menschliches Eingreifen, dabei ist wenig bis nichts über die Behausungen und die Bienenvölker bekannt. Bis jetzt.
Ein tolles Projekt
Zwei junge Forscher von “HOBOS” (HoneyBee Online Studies) an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) sowie vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie an der JMU starteten ein Honigbienenprojekt, bei dem es genau um diese wilden Honigbienen geht.
Vorkommen in Thüringen und Baden-Württemberg
Die Suche nach wilden Honigbienen führte die beiden unter anderem in den thüringischen Nationalpark Hainich und auf die Schwäbische Alb in Baden-Württemberg. In den dichten Buchenwäldern der Schwäbischen Alb nahmen die Wissenschaftler fast 100 Bäume unter die Lupe und fanden tatsächlich einige wilde Völker. Auch im Nationalpark Hainich wurden sie fündig. Es gibt sie also tatsächlich, die wilden Honigbienen.
Die Behausung
Damit ein ganzes Volk in freier Wildbahn überleben kann, benötigt es im Baum eine recht große Höhle, mindestens mit einem Volumen von mindestens 20 Litern. Eine Höhle dieser Größenordnung schafft der Schwarzspecht, der sich hier einst eine “Wohnung” kreierte, um sich dann doch woanders nieder zu lassen. Diese Baumhöhlen stellen somit ein wichtiges Gleichgewicht innerhalb der freien Natur dar.
Im Nationalpark
Die zwei Forscher nutzen im Thüringer Nationalpark die “Wege” von Bienen, die Futter an vom Menschen aufgestellten Futterstellen sammelten und mit ihrem Sammelgut heimkehrten. So fanden die Forscher etliche Bäume mit Höhlen, in denen wilde Honigbienen leben. Zudem konnte erforscht werden, dass sich Bienenvölker nicht dicht an dicht ansiedeln, sondern weit voneinander entfernt leben. Das bezieht sich sowohl auf den Waldrand als auch auf das Innere der Wälder. Übrigens nutzten früher die sogenannten “Honigjäger” ebenfalls die Taktik der heimkehrenden Bienen, um so an den begehrten Honig zu kommen. heute wird diese taktik als „Beelining“ bezeichnet.
Bienensterben?
Allgemein wird darüber diskutiert, dass die Honigbiene ohne den Menschen nicht mehr überleben könne. Doch ob dem so tatsächlich ist, lässt sich nicht zweifelsfrei belegen. Einerseits reguliert sich ein wild lebendes Honigbienenvolk selbst, es schwärmt und es gibt Brutpausen.
Andererseits liegen die natürlichen Baumbehausungen der wilden Insekten so weit voneinander entfernt, dass sich kaum Krankheiten von Volk zu Volk übertragen. Da die Höhlen nicht das Volumen künstlicher Bienenstöcke aufweisen, bleiben die Völker in ihrer Zahl kleiner als Bienen, die bei einem Imker leben, so die beiden jungen Forscher.
Wenn du mehr über das Projekt der beiden erfahren möchtest, dann schau gerne auf der Seite HOBOS.de vorbei, dort findest du zahlreiche Informationen und von dort stammen auch die Infos hier im Text.
Selber wilde Honigbienen suchen?
Weiter oben wurde bereits die Methode des Aufspürens von Honigbienen erläutert – im Englischen als “Beelining” bezeichnet. Während früher bei der “Honigernte” die meisten Tiere ihr Leben ließen, ist das heutige Beelining eher ein faszinierender Einblick in die wilde Welt der Honigbiene in natürlicher Umgebung. Eine genaue Anleitung dazu, wie man selber wilde Honigbienen aufspüren kann, gibt es hier.
Nach dem Fund eines Volkes
Wenn du ein Volk gefunden hast, kannst du dich mit wenig Aufwand für den Erhalt engagieren. Dann nämlich, wenn du das Volk registrierst. Dazu gibt es eine eigene Plattform (BEEtree-Monitor) , auf der ein regelmäßiges Monitoring der wild lebenden Völker möglich ist.
Dadurch können die wilden Honigbienen ohne direkten Eingriff gezielt erforscht werden, was letztendlich der Imkerei enormen Nutzen bringen könnte. Je mehr Bienenfreunde mitmachen, umso breiter stellt sich das Monitoring auf und umso mehr können wir über die wilden Biene erfahren. Übrigens schauen sich die Forscher die gesammelten Daten nicht einfach an, das BEEtrees-Forschungsprojekt wertet die Ergebnisse gemeinsam mit der Universität Würzburg wissenschaftlich aus. Die Resultate werden selbstverständlich in verständlicher und anonymisierter Form veröffentlicht – es lohnt sich echt!