Einem Insekt beim Trinken zuzusehen – sehr entspannend! Beim genauen Hinsehen kann man nahezu erkennen, wie ihre komplexe Zunge die Oberfläche eines Blattes oder einen nassen Stein erkundet und trinkt. Imker können mitunter sehr kreativ sein, geht es um die Wasserstellen bei ihren Bienenstücken. Der eine hat ganz praktisch eine Wasserschale mit einem Stein darin aufgestellt, der andere hat ein ganzes Kunstwerk entworfen. Wie auch immer – Hauptsache, die Tiere können trinken, denn Bienen haben Durst!
Das Leben ist Wasser
Das Leben auf der Erde hängt vom Wasser ab. Sogar marginale Lebensformen wie Viren brauchen Wasser, sie holen es sich kurzerhand von ihrer Wirtszelle. Schaut man sich die physikalischen und chemischen Eigenschaften von Wasser an, klärt sich, warum es zum Mittelpunkt des Lebens wurde. Wasser ist perfekt strukturiert, um viele Chemikalien aufzulösen, wodurch eine Vielzahl Anzahl von Reaktionen stattfindet. Und in flüssiger Form kann Wasser die neu gebildeten Moleküle leicht dorthin leiten, wo sie hin müssen.
Wasser und Insekten
Ein einzelnes Insekt braucht nicht viel Wasser, aber eine ganze Kolonie benötigt eine beträchtliche Menge. Ein starkes Honigbienenvolk hat einen ziemlich hohen Wasserbedarf, der mit saisonalen Aktivitäten, Bevölkerungszahlen, Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit variiert. Der ganze Lebenskreislauf eines Insektes hängt vom Wasser ab. Die Verdauung, der Kreislauf – aber auch die Nährstoffzufuhr oder die Thermoregulation sind elementar vom Wasser abhängig. Ebenfalls ein Thema ist die Behausung und natürlich die Brut – alles klappt nur, wenn den Tieren Wasser zur Verfügung steht.
Bienen benötigen zudem Wasser, um Honig oder Zucker zu verdünnen. So können die Larven die Nahrung leichter konsumieren. Ammenbienen, die aktiv Gelée Royale produzieren, brauchen Wasser, um ihre Drüsensekrete fließen zu lassen. Wasser hält das Brutnest auch feucht genug, um ein Austrocknen der Larven zu verhindern, und kühl genug, um Bienensterben und Wabenabsacken zu verhindern.
Der Wasserbedarf
Die tatsächliche Wassermenge, die von Bienen oder einem ganzen Volk verbraucht wird, ist aufgrund all der Variablen schwer zu berechnen. Zum Beispiel ist Nektar eine primäre Wasserquelle, aber die Wassermenge variiert mit der Quelle. Nektare mit hohem Zuckergehalt liefern weniger Wasser als zuckerarme Nektare, aber zuckerarme Nektare werden seltener gesammelt.
Honigbienen können etwas Wasser aus dem Nektar aufnehmen, doch hier ist eine Ermittlung dessen, was das Tier trägt, natürlich nicht ganz so einfach. Da es mühsam zu messen ist, wird Wasser aus Nektar im Allgemeinen nicht in Verbrauchsschätzungen eingerechnet.
Ein weiterer verwirrender Aspekt ist der Wasserverbrauch in überwinternden Völkern. Honigbienen recyceln oft Wasser, indem sie Kondensat innerhalb des Bienenstocks verbrauchen. Ein Teil dieser Ansammlung kann aus der Außenluft, ein Teil aus der Atmung der Honigbienen und ein Teil aus flüssigem Futter oder Honig stammen. Sogar Regen und Schnee, der durch Ritzen und Öffnungen sickert, erhöht die Versorgung.
Bienen haben Durst – und brauchen Wasser
Stockbienen regulieren, wie viel Wasser Sammelbienen einbringen. Ganz spannender Funfact: Weigert sich eine Stockbiene, einer Sammelbiene das Wasser abzunehmen – oder ist sie zu langsam dabei – streikt sie Sammelbiene. Sie holt einfach nichts mehr. Wird das Wasser hingegen schnell abgeladen, holt die Sammlerin eine weitere Ladung. Es ist eine einfache Frage von Angebot und Nachfrage: Viel Angebot bedeutet wenig Nachfrage und umgekehrt.
Die Sammelbiene verteilt ihr Sammelgut meist an viele Stockbienen. Ein Teil des Wassers kann von durstigen Arbeitern aufgenommen oder bei Bedarf geteilt werden. Wird es im Inneren eines Bienenstocks zu warm, verteilen die Stockbienen das Wasser auf die Waben, um so eine Kühlung herbeizuführen.
Die Menge an Kühlung, die in einem Bienenstock benötigt wird, hängt stark vom Klima, der Größe des Volkes und der Sonneneinstrahlung ab. Experimente haben jedoch gezeigt, dass Honigbienen Experten darin sind, wenn es darum geht, die richtigen Bienenstocktemperaturen aufrechtzuerhalten, solange sie eine konstante Wasserquelle für die Verdunstungskühlung haben.
Um das Bienenstockinnere zu kühlen, verteilen die Bienen Wasser auf den Waben oder bringen Wassertropfen an den Rahmen an. Dann fächern sie. Das Fächern beschleunigt die Verdunstung. Wenn das Wasser aufgebraucht ist, fügen die Bienen mehr hinzu und setzen den Prozess fort.
In „Notfall“-Bedingungen, wenn hohe Temperaturen drohen, die die Waben zum Schmelzen bringen könnten oder gar die Brut in Gefahr ist, greift Plan B: Die Stockbienen nehmen zuerst den rückkehrenden Wasser-Sammlerinnen ihre Ladung ab, erst wenn genug da ist, werden die Pollen- oder Nektarsammler wieder entladen.
Wie finden Honigbienen Wasser?
Das Sehvermögen von Honigbienen ist auf das Auffinden von Blumen ausgerichtet. Doch es ist es weniger effektiv, um Wasser zu finden. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass Honigbienen, die nach Nahrung suchen, eher auf den Kontrast zwischen den Farben als auf die Farben selbst reagieren.
Da Wasserquellen jede Farbe haben können, je nachdem, was sich darunter befindet, und weil ihnen oft kontrastierende Ränder fehlen, ist die visuelle Suche nach Wasser für Bienen eher nicht effektiv. Stattdessen nutzen sie ihren Geruchssinn. Geruchsrezeptoren, insbesondere die in den Füßen und Antennen, suchen in der Umgebung nach etwas zu trinken.
Oft ist die Wasserwahl einer Biene sehr unspektakulär. Ein nasser Blumentopfs, ein schwammiger Bereich im Rasen, ein Tropfbewässerungsstrahler – ja, selbst Hundeurin ist für die Insekten in Ordnung.
Algen – eine Oase für Bienen
Nichts zieht Honigbienen so an wie der Duft von Algen. Obwohl algenreiches Wasser von Menschen ungerne gesehen wird, wäre ein algenreicher Teich perfekt für Insekten. Auch das Sickerwasser, das aus Waldhängen abfließt, wird gerne genutzt. Das Wasser sammelt sich in Rinnsalen und verbindet sich mit dem Staub des Bodens. Scheint nun noch die Sonne darauf, entsteht bald ein grüner Schlick – ein Lieblingscocktail der Honigbienen und solange es vorhanden ist, fliegen sie immer wieder gerne dahin.
Schleimige Schichten auf Vogeltränken, in Blumentöpfen, in Teichen, Haustierschüsseln, Wassertrögen, Regenrinnen, Spritzblöcken und Komposthaufen auf. Das Wasser in diesen attraktiven Getränkebars ist für eine schnell fliegende Biene vielleicht nicht zu erkennen, aber ihr scharfer Geruchssinn gleicht jede Sehschwäche aus.
Duft als Signal
Forscher haben herausgefunden, dass Honigbienen in Wüstengebieten ihre Wasserlöcher oft mit Nasonov-Pheromon markieren, einem Werkzeug, das normalerweise nicht zum Kennzeichnen von Pollen-, Nektar- oder Harzvorkommen verwendet wird. Da beispielsweise Trockengebiete Wüstenumgebungen nicht viele Algen unterstützen, können Honigbienen das Nasonov-Pheromon verwenden, um ihren Schwesterbienen zu helfen, eine lohnende Wasserquelle zu finden.
Andere Düfte, die Honigbienen ins Wasser zu locken scheinen, sind Chlor und Salz. Sowohl gechlortes als auch gesalzenes Poolwasser sind großartige Lockstoffe für Honigbienen, Vorlieben, die wahrscheinlich durch Assoziation erlernt werden. Sobald eine Biene ein Schwimmbecken gefunden hat, kann sie andere Wassersucher an der Quelle anwerben, indem sie eine duftende Probe teilt. Viele Imker berichten, dass Honigbienen, sobald sie sich an den Chlorgeruch gewöhnt haben, sogar an gebleichter Wäsche nippen, die auf einer Wäscheleine hängt.
Salzwasserpools sind besonders attraktiv. Obwohl wir gerne so tun, als ob Salz der Feind ist, brauchen alle Tiere Salz, um zu überleben. Einige Imker verwenden gerne Mineralsalze und fügen es einfach der vorhandenen Bienentränke hinzu.
Die Sammelbiene
Wassertragende Bienen machen viele Ausflüge pro Tag, daher maximiert eine bequeme und leicht erreichbare Quelle die Effizienz. Obwohl gerne eine „saubere Frischwasserquelle“ empfohlen wird, können Bienen auch gerne mal Wasser bevorzugen, das grün ist und für uns nicht mehr so gut riecht. Wie man eine Tränke baut, steht übrigens in diesem Artikel.