Wer schon einmal in der Hoch-Provence etwa in der Zeit zwischen Juni und August seinen Urlaub verbracht hat, dürfte vom Anblick der lilafarbenen Lavendelpracht überwältigt gewesen sein. Die riesigen, duftenden Felder gelten sogar als ein touristisches Highlight der französischen Provence. Es ist eine Landschaft, tief im Südosten Frankreichs am Mittelmeer zwischen Rhonetal und Italien gelegen. Hier gibt es optimale Bedingungen für einen leckeren Honig: Lavendelhonig. Diese Tracht liefert einen hervorragenden Honig von bestem Geschmack. Vor allem gibt es über Lavendel einiges zu erzählen, auch wenn die zu den Lippenblütlern gehörende Pflanzenart hierzulande in etlichen Gärten anzutreffen ist. Im folgenden Beitrag geht es um Lavendel, die Provence und natürlich um den Honig, der nicht ganz einfach zu gewinnen ist.
Damals war`s
Die Römer waren erstaunlicherweise schon recht bedacht auf Körperhygiene, zumindest schien es ab dem dritten, vorchristlichen Jahrhundert modern gewesen zu sein, zu Baden. Und zu einem ordentlichen Bad gehört ein guter Duft – im römischen Reich nutzen man Salbei und Lavendel. Ein Blick auf die ursprüngliche lateinische Bedeutung erklärt sich fast von selbst: Das lateinische (und italienische) Wort “lavare” bedeutet übersetzt “waschen”. Echter Lavendel (Lavandula angustifolia) hat demnach schon eine ziemlich lange Geschichte auf dem Buckel, die sich bis heute fortsetzt. Das Mittelmeergewächs ist nicht nur ein “dufte” Spinnenvertreiber, sondern wird als Heilpflanze gezielt angebaut.
Lavandula angustifolia
Lavendel ist ein Halbstrauch und er gehört zur gleichen Familie wie Salbei und Minze. Seine ursprüngliche Heimat ist der gesamte Mittelmeerraum, dort verbreitet er sich hauptsächlich an warmen und trockenen Hanglagen, sei es in Italien, in Griechenland oder in Frankreich. Heute ist Lavendel dank der Benediktiner-Mönche weit verbreitet – aber Kälte mag er immer noch nicht. Den die frommen Männer brachten ihn immer weiter in den Norden. Den mitteleuropäischen Winter übersteht er nur in Regionen, die nicht ganz so eisig werden.
Wenn wir wieder in die französische Provence zurückkehren, lässt bereits das Frühjahr Rückschlüsse über die Blütezeit des Lavendels zu. Je früher die Sonne die Region erwärmt, umso zeitiger beginnt die Blütenpracht.
Waschpulver, Öle und Düfte
Vermutlich kennt jeder den Lavendelduft in irgendeiner Form. Interessanterweise wird für diesen Duft eher weniger der echte Lavendel “genutzt”, sondern vielmehr eine natürliche Mischform zweier Lavendelsorten. Diese duften noch nicht mal so intensiv wie der echte Lavendel und ganz spannend: Je kühler die Witterung, umso schwächer der Duft. Die Pflanze wird in der Provence kommerziell genutzt und zieht dabei zur Blüte haufenweise Touristen an. Es ist aber auch ein prachtvoller Anblick, lilafarbene Blumenpracht, soweit das Auge reicht!
Imker und Lavendel
Teilweise ist es eine Symbiose zwischen Imker und Lavendelbauern wie in der guten, alten Zeit: Die Bauern arbeiten mit den Imkern eng zusammen und lassen den Bienen genug Zeit, den Nektar einzutragen. Beim Lavendelhonig verhält es sich ein wenig wie mit dem deutschen Tannenhonig: Das Wetter muss mitspielen, sonst gibt es nur wenig oder gar keine Ernte. Bienen steuern nur dann die Lavendelblüte an, wenn es nicht zu trocken, aber auch nicht zu nass ist. Es darf weder zu heiß noch zu kühl sein. Es muss wie schon gesagt, alles passen, dann passt es auch mit der Honigernte.
Lavendelhonig im Detail
Es gibt ihn nicht, DEN einen Lavendelhonig. Er variiert farblich und geschmacklich. In einem Jahr erstrahlt er in einer fast schon weißen Farbnuance, im nächsten Jahr ist er goldgelb. Dabei verrät die Farbe schon ein erstes, wichtiges Detail: Ist ein relativ dunkler Lavendelhonig, schmeckt er kräftiger, intensiver. Ein heller Honig hingegen schmeckt zarter, lieblicher.
Er schmeckt leicht fruchtig und würzig. Unaufdringlich seine aromatischen Noten, die nicht unbedingt auf Lavendel hindeuten. Um genau zu sein, schmeckt er überhaupt nicht nach Lavendel, sondern eher würzig-frisch. Klassisch und elegant, so könnte man seinen Geschmack beschreiben, der nicht umsonst als Delikatesse der französischen Küche zugeordnet wird.
Lavendelhonig ist ein Blütenhonig, der sehr schnell kristallisiert. Deswegen wird er in der Regel als feinsteif gerührter Honig in cremiger Konsistenz angeboten.
Heilwirkung?
Honig ist zweifelsohne ein gesundes Lebensmittel. Lavendel hingegen ist eine alte Arzneipflanze, die im Jahre 2008 sogar zur Heilpflanze des Jahres gekürt wurde. Sie soll beruhigend wirken, gallentreibend, gegen Blähungen ankommen und wird in der traditionellen Medizin sogar als Einschlafhilfe und bei nervösen Unruhezuständen empfohlen. Äußerlich soll Lavendel ausgesprochen wirksam sein bei rheumatischen Erkrankungen.
So wunderbar Lavendelhonig auch schmecken mag – er hat keine therapeutischen Eigenschaften. Das Wirkstoffe des Lavendels mögen in seinem Öl enthalten sein, doch im Honig sind sie in viel zu schwacher Konzentration vorhanden, als dass aus einem Blütenhonig ein Heil-Honig werden könnte. geht es um einen wirksamen Honig zur Bekämpfung diverser Beschwerden, muss die Weltkarte doch noch etwas gedreht werden: Nach Neuseeland, der Heimat von Manuka Honig.
Zu guter Letzt gibt es aber doch noch einen Aspekt zu berichten: Wenn du auf deinem Balkon oder Garten echten Lavendel anpflanzt, bietest du erstens Nahrung für Bienen und zweitens hast du damit eine kleine Chance, dass Spinnen fernbleiben. Diese mögen den Duft der Lavendelblüten überhaupt nicht. Probiere es einfach mal aus – einmal den leckeren Honig und einmal die Bepflanzung, so kannst du gleich drei deiner Sinne Gutes tun: Dem Geschmackssinn, der Geruchssinn und der Optik.