Aristoteles (384 v. Chr. – 322 v. Chr.) schien großes Interesse am Bienentanz zu haben, auch wenn er ihn nicht deuten konnte. Darauf weisen Schriften des Gelehrten hin. Vermutlich hätte er das Jahr 1919 mit großem Interesse an der Seite von Karl von Frisch (1886 – 1982) verbracht, einem Professor für Zoologie, Nobelpreisträger und dem Entdecker des Bienentanzes. Es heißt, im Jahre 1919 beobachtete der Verhaltensforscher Karl von Frisch von seiner Sommerresidenz aus ein Bienenvolk und somit auch tanzende Bienen. Schon früh interessierte sich der gebürtige Wiener für Insekten und andere Kleintiere. Doch zu den Bienen schien er einen besonderen Bezug zu haben – zum Glück, denn so wissen wir heute einiges über den Bienentanz.
Bienentanz – eine brillante Methode der Kommunikation
Karl von Frisch forschte und studierte, er las und recherchierte und schließlich wusste er, wie warum Bienen tanzen. Dabei entdeckte er zwei unterschiedliche Tänze: Den Rundtanz und den Schwänzeltanz. Allerdings sollte es noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg dauern, bis der Professor seine Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit vorstellte. Heute gilt seine damalige wissenschaftliche Erkenntnis als gesichert und wenn es um den Bienentanz geht, darf der Name Karl von Frisch nicht unerwähnt bleiben.
Von Sammelbienen und Kundschafterinnen
Auch wenn es grausam klingt, für ein Bienenvolk ist es eine wirksame Strategie: Ein kleiner, alter Teil der Flugbienen sammeln nicht ausschließlich Nektar oder Honigtau, sondern ihnen obliegt die Aufgabe die Suche nach neu zu erschließenden Nahrungsquellen. Da es sich hierbei um einen gefahrvollen Job handelt, ziehen die Bienen los, deren Lebensende in Sicht ist. Stirbt die Biene unterwegs, stellt das kein Verlust für das Volk dar. Kehrt die tapfere Kundschafterin zurück, überreicht sie ihr Sammelgut an die im Bienenstock wartenden Artgenossen. Diese testen das Mitbringsel erst. Handelt es sich um eine offensichtlich gute Nahrung, wird die Kundschafterin dazu aufgefordert, den Standort der Trachtquelle preiszugeben.
Die Entdeckerin der Trachtquelle vollführt also eindeutige Bewegungsmuster: Sie zeigt mit dem Bienentanz, wo sich die Nahrungsquelle befindet und wie weit es zu jener ist.
Der Wert der Information
Der Bienentanz weist auf mehr hin, als auf die reine Information, dass eine gute Nahrungsquelle ausgekundschaftet wurde. Hinzu kommt noch, dass die gefunden Trachtquelle genug Nahrung im Angebot hat, dass die Sammelbienen sich dort ebenfalls bedienen sollen und vor allem wird Richtung und Entfernung angezeigt. Damit nicht genug, es wird ebenfalls angezeigt, um welchen Rohstoff es sich handelt. Das kann Nektar, Pollen, Honigtau aber auch eine Wasserquelle sein.
Der Rundtanz
Bei dieser “Tanzform” wird den Artgenossen mitgeteilt, dass sich die Fundquelle in der Nähe befindet. Die Kundschafterin läuft dazu vor einigen Vorkosterinnen in einem kleinen Kreis umher, ändert dabei nach jeder Umdrehung ihre Drehrichtung. Ein paar wenige Sammelbienen “hängen” sich dicht an den Hinterleib an und gehen die Bewegung mit. So bekommen die hinterherlaufenden Bienen einen Eindruck vom Geruch der Trachtquelle. Gelegentlich würgt die Kundschafterin auch einen Tropfen des Nektars hervor, was die Sammlerinnen animiert, diesen Tropfen aufzulecken und so den Geschmack zu erfahren. Nach rund drei Minuten ist der Tanz beendet und die Sammlerinnen machen sich sogleich auf den Weg, um die Nahrungsquelle ausfindig zu machen.
Die Kundschafterin hingegen wendet sich an einen anderen Ort im Bienenstock zu, um ihre Mitteilung weiteren Bienen per Tanz zu übermitteln. Die Bienen, die die Quelle gefunden haben, kehren zurück in den Bienenstock und vermitteln nun ihrerseits den anderen Tieren mittels des Bienentanzes ihr Wissen.
Der Schwänzeltanz
Mit dem Schwänzeltanz zeigen Kundschafterinnen Trachtquellen an, die weiter als rund 100 Meter vom Bienenstock entfernt sind. Dabei läuft die Tanzbiene in der Stockmitte immer einen Bogen, ähnlich einer 8, immer abwechselnd links und rechts. Dabei bildet die Mitte der imaginären 8 einen Winkel, der dem zur Sonne entspricht. Direkt auf der Geraden verharrt die Biene kurz, um mit dem Hinterleib hin- und herzuwackeln. Je doller sie schwänzelt, umso ergiebiger ist die Futterquelle. Die Zahl der Durchläufe beschreibt die Entfernung.
http://www.bienenschade.de/Honigbienen/Sprache/Bienentaenze.htm
Beim Schwänzeltanz entscheiden jedoch letztendlich die Laute, die durch einen speziellen Flügelschlag ausgesendet werden. So entsteht ein Schallimpuls, der von den unmittelbar in der Nähe wartenden Bienen aufgefangen wird.
Die Genauigkeit des Bienentanzes
Grob lässt sich der Bienentanz in zwei wertvolle Informationen einteilen: Die Entfernung und die Richtung.
Dabei wird die Entfernung über den sogenannten “optischen Fluss” bestimmt, also die landschaftlichen Begebenheiten, die an der Kundschafterin vorbeiziehen. Nebenher “messen” die Bienen gleichzeitig ihren Energiebedarf, um so ein recht genaues Ergebnis der Distanz zu erhalten. Durch die Umdrehung pro Zeiteinheit “wissen” die anderen Bienen, wie nah die Futterquelle liegt. Das Innehalten und Schwänzeln auf dem Mittelstück der gedachten 8 dauert bei zunehmender Entfernung länger, was die Zeiteinheit vergrößert.
Die Richtungsangabe
Ganz spannend wird es mit der Richtung. Dabei ist der Sonnenstand das Maß der Dinge. Der Bienentanz findet meist im Inneren des Stocks vertikal statt. Der Lauf des Schwänzelztanzes beschreibt den Sonnenstand und die Rotation der 8 beschreibt den Winkel der Flugrichtung. So gesehen, sind Bienen echte Navigationskünstler, bedenkt man noch, wie sie geschickt lernen, Hindernisse zu überwinden oder Abkürzungen nach Hause zu meistern.
Ich finde es hervorragend, das Sie diese Sonnenbezogenen Lebewesen mit solcher Hingabe und sorgfalt beschreiben. Rudolf Steiner, Joseph Beuys und Ralph Dutli würden sich sicher auch freuen, wenn sie auf Ihre Websiten gestoßen wären.
Mein Kompliment.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Püschel
Grevenburg
Niehheim
Germany 27.1.2019